Samstag, 16. August 2025

Ein besonderes Wochenende 

Während ich in Köln ankomme, macht sich in Have eine große Gruppe Mitarbeiter des Health Centers auf den langen Weg nach Keta. Dort wird dieses Wochenende die Beerdigung von einer ehemaligen Krankenschwester aus Have stattfinden. Sie war viel zu jung an Brustkrebs gestorben. Sie war damals, als Jasmin aus der Schweiz hier mitgearbeitet hat eine liebe Freundin für Jasmin geworden. Deshalb schicken wir einen Blumengruß. Zudem hatten wir überlegt, wie wir noch helfen könnten und so hatten wir geplant, selber nach Keta zu reisen (dort das Wochenende zu verbringen) um Vielen eine kostenlose Mitfahrgelegenheit zu bieten. Obwohl ich abgereist bin, halten Sonja Und Julia am Plan fest. Es ist schön dort!


Der Rückweg nach Have am Sonntag führt Sonja und Julia an meinem Lieblingsort vorbei. Sie kommen dort genau zur besten Zeit vorbei. Sonnenuntergang. Und so kommt es, dass ich in Köln sitze und dieses Bild (s.u.) empfange, während ich am Bett meiner Mutter sitze. Seit der Ankunft in Köln am Freitag habe ich ihr Zimmer nicht verlassen. Ihre letzten 52 Stunden. Am 23.März um 17:10 Uhr, am Geburtstag ihres Vaters und zwei Tage nach ihrem 78. Geburtstag hat sie ihren letzten Atemzug im Kreise ihrer Familie getan. 





"Among us Women"

in Giviefe Todzi


Sandrina, Julia und Hebamme Sarah + eine GHS Angestellte erreichen nach einer strapaziösen Anreise das Bergdorf. Einen Kreißsaal gibt es hier oben nicht. Es gibt eine traditionelle Hebamme, die schon sehr betagt ist und die ihre Tochter ausbildet. Die Frauen gebären mit ihrer Hilfe. Der Weg zum nächsten Health Center tut man sich mit Wehen wirklich nicht gerne an! 

Der Film wird aufmerksam geschaut und die anschleissenden Fragerunde läuft super! Das Publikum ist sehr interessiert und äußert seine Wünsche!



 



Die TBA in der Mitte.Im Hintergrund ihre Tochter.



Julia, Sonja P., Sonja L.-I. und Sandrina 

Happy Birthday liebe Sonja P.! 

Heute ist ein Tag zum Feiern! Sonja hat Geburtstag und der Tag startet mit einem herrlichen Geburtstagsfrühstück, made by Mama Annie.

Es wäre eine etwas fröhlichere Stimmung gewesen, wenn ich heute nicht plötzlich abreisen würde. Es war nicht geplant, dass ich als Projektleitung abreise und die Anderen mit der Arbeit sitzen lasse, aber jetzt müssen wir da durch. Ich kann meine Dankbarkeit aber nicht in Worte fassen dafür, wie sehr die drei bereit waren, sich alleine der Aufgabe zu stellen. Im Nachhinein kann man sagen, dass ich sie zwei Wochen lang eingearbeitet habe. Aber trotzdem, die Arbeit ist kompliziert und anstrengend. Danke Euch, jetzt wo ich schreibe, spoiler ich ja nicht zu viel, wenn ich sage, dass ihr grandioses geleistet habt!!!

 



Mango, Frühlingsrollen, Avocado, Tomaten, frischer O-Saft, Kaffe aus Ghana und ein Flugzeug auf dem Teller....



und dann heißt es für mich leider Abschied nehmen. Von Mama Annie immer besonders schwer. Michael fährt mich zum Flughafen. Julia und Sandrina machen sich auf zum Filmscreening "Among us Women" in einem sehr abgelegenen Dorf. Es liegt schwer erreichbar auf einem Berg oberhalb von Kpeve. (Nächster Blogeintrag)

Am Abend, nach einem langen Tag... während ich am Flughafen ankomme...


...steigt in Have die Geburtstagsparty...



Enjoy 💜





Neuer Tag - neues Glück


Am Mittwoch den 19. März hat ein neuer kleiner Junge in Hohoe das Licht der Welt erblickt. Ich durfte die Geburt leiten. Geburtsleistung und Geburt hat die Frau selber gemacht. Ich versuche die Formulierung extrem zu vermeiden, dass ich "Jemandem auf die Welt geholt hätte". Hab ich nicht. Dennoch habe ich hier eine gewisse Leistung erbracht. Zunächst muss man sagen, dass mich die Hebammen heute wesentlich interessierter beobachtet haben. Das führt aber leider dazu, dass viele von ihnen am Fussende standen. Das ist für Unsereins so inakzeptabel, dass es sehr schwer ist, nicht die Kölner Gangart einzuschalten und alle rauszuschmeissen. Andere Länder, andere Sitten und hier musste ich durch. Wenigstens können sie vom Zugucken was lernen. 

Wie hätte dieser Lernerfolg aussehen können bzw was konnten die Hebammen erstmalig sehen? 

Eine Geburt mit Glückshaube (völlig unbekannt in diesem KKH)

Das Baby wird der Mutter nicht auf den Bauch geklatscht ( siehe Hebammenausbildung Wuppertal 1995) ( oder Ghana heute) 

Die Mutter nimmt ihr Baby selber zu sich. (ein Novum)

Das Baby liegt im HK nach der Geburt UND ist warm zugedeckt (Cave Klimaanlage) 

Das Baby saugt von alleine (Breastcrawl) an der Brust. (ein Novum)

Das Baby wird erst nach einer Stunde gewogen etc. (ein Novum)

Die Plazenta wird durch aktives Pressen der Mutter geboren, kein Ziehen an der Nabelschnur, kein händischen Ausräumen der Vagina nach Plazentageburt. (ein Novum)

Baby-, Mutter- und Bindungsfreundliche Geburtshilfe gab es 1995 in Deutschland höchstens bei Haus- oder Geburtshausgeburten. Heute ist das weiterverbreitet, zwar in Teilen noch ausbaufähig, aber schon viel viel besser. In Ghana wird Ungeduld praktiziert. Die Ungeduld provoziert Pathologie. Und diese wieder in den Griff bekommen? Da liegt das Problem! Dazu fehlen Kenntnisse und Mittel. Daher ist die Morbidität hoch! 

Sonjas Erfahrungen, die sie Nebenan sammelt, auf der sogenannten Kinderintensivstation sind ähnlich. Hohoe ist nur ein Krankenhaus in Ghana. Ich möchte nicht auf das ganze Land schließen, aber in Hohoe ist die Hebammenschule der Region!!!


Stolz bin ich aber doch sehr auf die beiden Mütter und auf ihre beiden Söhne! Die Eltern vom kleinen Dienstag wollen unbedingt, dass ich den Vornamen aussuche. Christlich solle er sein. Puh, ich will dem Kleinen ja keine Bürde mit auf den Lebensweg geben, also schreibe ich verschiedene Namensvarianten auf, die etwas mit mir und meinen Söhnen zu tun haben. Am Ende gefällt der Mutter der name Nicolas sehr gut. (Grüße an Nils)


Eine sehr persönliche Anmerkung

Während mir in Ghana das kleine neue Leben in die Hände geboren wird, fällt meine Mutter Zuhause in Köln in ein Koma, ausgelöst durch die unbekannte und unerforschte Krankheit PLS. ALS kennt man mittlerweile. Eine biestige Krankheit ohne Heilung. PLS ist noch seltener und dadurch sogar kaum diagnostizierbar und auch nach der Diagnose tappen Ärzte im Dunkeln. Angehörige leider auch. Ich wäre nicht nach Ghana gereist, wenn ich anständig informiert gewesen wäre. Bei meiner Abreise war  alles im Griff und für den Moment stabil. Meine Mutter wollte sogar, dass ich fahre! Wie dünn das Eis war, war leider keinem Neurologen klar. Die Schmerzen wurden so stark (bei stationärem Aufenthalt!!!) dass das Gehirn meiner Mutter den Notausgang wählte und bei ihr nannte sich das dann Status Epileptikus. Diese Information erreicht mich an diesem Tag auf dem Weg von Hohoe nach Have. Am Abend ist klar, dass es mein letzter Abend in Ghana ist und ich am nächsten Abend den nächsten Flieger nach Deutschland nehmen muss, in der Hoffnung, noch gerade rechtzeitig zurück zu sein.


Aber im Krankenhaus in Hohoe weiß ich in diesem Moment noch NICHTS und so freue ich mich sehr auf die Begegnung mit unserem Langzeit-Sorgenkind Wonder, der hier gleich zur Physiotherapie kommt. 






Jude ist ein toller Physiotherapeut. Er würde sich so sehr über Kollegenbesuch aus Deutschland freuen! Vielleicht interessiert sich ja irgendwann mal Jemand?

Wonder geht es gut, wir gehen nach dem Termin noch Schuhe und Essensvorräte für ihn kaufen. 

 Danke an Alle Mitglieder von Meeting Bismarck e.V. für Eure kontinuierliche Unterstützung, denn so wird all das hier erst möglich!

Dienstag, 12. August 2025

(Die Klimaanlage ist defekt..)


 Das Licht der Welt

hat dieser süße Junge am 18. März in Hohoe im Municipal Hospital erblickt. Julia Ackermann und ich dürfen einen Tag gemeinsam im dortigen Kreißsaal mitarbeiten. Parallel hospitiert Sonja auf der Kinderintensivstation. Die Hebammen sind sehr wissbegierig und wollen auf jeden Fall ein Gruppenfoto mit uns haben. Die gemeinsam begleitete Geburt ist für alle Beteiligten aufregend. Die Mutter übersteht die Geburt ohne Verletzungen und der sonst übliche Routine Ablauf wird von mir ein klitzekleines Bisschen sanfter als üblich gestaltet.


Auch ganz ohne finanzielle Hilfe, könnte man hier so viel frauenfreundlichere Geburten etablieren. Alleine durch das Vormachen kann man Akzente setzten. Im Land fehlt es an Vorbildern. Aber ohne meine langjährige praktische Berufserfahrung würde ich mich hier nicht trauen, die Geburtsleitung zu übernehmen. Expertinnen können hier am Foto schon ganz schön viel Verbesserungswürdiges erkennen.  Beispielsweise der routinemäßige DK entbehrt jeder Grundlage. 


Wir sind aber dennoch stolz, hier ein paar Akzente zu setzten, auch wenn es nur mini ist. 


Julia reist am Abend wieder nach Have, Sonja und ich übernachten in Hohoe und wollen morgen nochmal schauen, was wir so machen können. Der Tag endet ohne Strom. das ist schlecht fürs Akkuladen, den Ventilator und Licht ist ja auch irgendwie nicht so wichtig.




Sonntag, 6. Juli 2025



Montag Morgen und Sonja fehlen die Worte.

Sie darf miterleben, wie Mutter, Oma und Baby 12 Stunden nach der Geburt auf dem Motorrad aufsitzen und nach Hause fahren.



Aktuell sind es 5:45 Uhr, 30 Grad und deutlich zu viel Luftfeuchtigkeit....

(Es ist Montag der 17.März. Meine Eltern haben heute Hochzeitstag. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht weiß, ist das meine Mutter heute Morgen ins Krankenhaus gebracht wird. Gestern habe ich ihr noch Fotos von Bismarck geschickt und sie meinte, sie hätte ihn gar nicht auf Anhieb erkannt, so sei er gewachsen. Das wird das letzte mal gewesen sein, dass wir kommuniziert haben. Die kommende Woche wird schrecklich. Nur wissen wir das jetzt noch nicht. Am Abend werde ich ein Foto von meiner Fanta machen und dann wird mir mein Handy vom Schoss rutschen und kaputt gehen. Ein ganz übler Umstand, der Vieles noch schlimmer machen wird. ) (Man möge mir diesen sehr privaten Eintrag nachsehen)

Wir verbringen den Tag an der R.C. School von Have, 

die Partnerschule der LFS Köln. 

Im Oktober hatte Katrin Wolle mitgebracht und tatsächlich werden jetzt die Ergebnisse des kleinen Strickworkshops präsentiert! Wie immer habe ich einen Stapel Sport T-Shirts der LFS dabei. 
Alle sind wohlauf, der Schulbetrieb läuft und wir sollen viele herzliche Grüße an die Kölner mitnehmen!




Letztes Foto mit dem Google Pixel



We are MEETING BISMARCK
 

Wir sind nach Juapong gefahren, um Pats Familie zu treffen. Bismarck geht von hier aus zur Schule, deshalb wohnt er auch hier.
Er bekommt ein paar Lernhefte und Lesestoff geschenkt. Lesen ist nicht ganz so seine Lieblingsbeschäftigung. Aber Spaß machen die Geschenke dennoch ein bisschen.



Gemima ist wie immer eine dankbare Abnehmerin für Malbücher aller Art.

Fufu; inszeniert an Streifen :)


Jennifers Werkstatt ist direkt an Patience Haus angeschlossen, natürlich leisten wir Jennifer Gesellschaft. Sonja und sie nähen einen Haargummi. Die Schränke sind voll mit bestellter Ware, die bald von mir mitgenommen wird. 


Leider rast die Zeit und wir müssen bald aufbrechen.

Der Heimweg bietet einen spektakulären Sonnenuntergang in ebenso spektakulärer Landschaft.



Gut am Hebammenhaus angekommen, gibt es Kokosnuss zu essen.

Zum Abschluss regnet es Bindfäden, kreuz und quer.