Donnerstag, 31. Oktober 2019


Im Kreißsaal

Egal, ob in Ghana oder Deutschland...manche Sachen muss man überall üben und können. Richtig Reanimieren zum Beispiel. Das Blöde daran ist, dass man es zum Glück  so gut wie nie in Echt machen muss! Nur - im Fall der Fälle - braucht man Routine.
 Diese Routine bekommt man nur durch Üben. 
Der Klinikpartnerschaften Austausch&Workshop  by Fresenius und Meeting Bismarck 
hat u.a. genau dieses Üben beinhaltet.
In Ghana für alle Teilnehmer und in Deutschland für Annie, Sarah und Victoria.


Ein anderer wichtiger Teil war das Übern von Gebärpositionen. Das Querbett ist zu beliebt in Ghana. Deshalb haben wir nochmal alle Positionen durchgeübt.




Die Vollversorgung durch unsere Kinderkliniken ist in Ghana nicht denkbar. Ähnlich undenkbar wie die Tatsache, dass bei uns bis vor kurzem NICHT denkbar war, dass Babies nach der Frühgeburt von Köln nach Neuss o.ä. verlegt werden müssen - wegen Personalmangel!
Tatsächlich haben wir viel darüber gesprochen, dass in deutscher Geburtshilfe nicht alles Gold ist, was glänzt!
Beispielsweise die PDA.
Sie hat wahrlich nicht so viele Vorteile.
Längere Geburten, längere Pressphasen, viel Wehenmittel, Einlagerung beim Baby durch die Infusionstherapie der Mutter, Kristellerhilfe. 
Das kann man in Ghana alles gar nicht gebrauchen und deshalb ist es auch besser, wenn es in Ghana keine PDA gibt.
Damit hier kein Missverständnis entsteht: wir trainieren Hebammen, die alleine im Dorf praktizieren. Sie wohnen an der Klinik und sind im Dauerdienst. Vielleicht haben sie nur vier Geburten im Monat, aber das hat hier manche Hausgeburtshebamme auch.
Weder die Hausgeburtshebamme in Deutschland, noch die Dorfhebamme in Ghana macht PDAs. Ich wollte nur sicherstellen, dass der Neidfaktor nicht ins unermessliche steigt. Und hier bei uns sollten wir vielleicht nochmal über den massenhaften Gebrauch der PDAs bzw die Aufklärung darüber nachdenken.

Was es in Ghana aber sehr wohl geben könnte, ist die Anwesenheit der Väter.
Das kostet Nichts und hat auch keine Nachteile.
Vicky und Sarah waren so angetan von den Vätern!
(Also auch von denen, die im Zoo ihre Kinder im Tragetuch tragen...)
Eigentlich spricht ja auch nix dagegen, diese Erkenntnis zu nutzen.
Aber Gewohnheiten sind überall auf der Welt schwer wie Blei.
Mal sehen.
Der Impuls ist gesetzt!
( Ich erinnere mich - als wäre es gestern - wie der Anästhesist in einem Eifel Krankenhaus mir eine Absage erteilte. Die Frage war, ob mein Schwager beim Kaiserschnitt seiner Frau im OP dabei sein konnte. Seine Antwort lautete: NEIN; er wäre ja auch nicht bei der Blinddarm Entfernung dabei. )
Wie gesagt, manche Entwicklungen brauchen Zeit und manche brauchen viel Zeit!
  


Richtig interessant wurde das Placentamanagement!
In Ghana benutzt die Hebamme 10 I.E. Oxytocin i.m. plus Cytotec, plus Cordtraction.
Die Begründung ist, dass man viele Frauen mit niedrigem Hb und Myomen hat und diese vor jedem Tropfen Blutverlust bewahren muss.
Hier gebe ich davon meist gar nix und warte bis die Placenta von alleine kommt und ja, manchmal Nabel ich dann erst ab. Der Blutverlust dabei 
entspricht der ganz normalen Lösungsblutung.
Was meine Geburten stört ist die routinemässige Erhebung des pH-Wertes aus der Nabelschnur.
Warum man den Apgar Wert 9/10/10 immer mittels pH beweisen muss?
Diese berechtigte Frage konnte ich nicht beantworten.




Auch im Namen von Vicky und Sarah möchte ich mich bei meinen Kolleginnen incl. der Assistenzärztinnen und Kinderärztin bedanken! Ihr habt Euch über die Schulter blicken lassen und geduldig erklärt. Bei dem Arbeitsaufkommen war das zusätzlich nicht selbstverständlich und dennoch habt Ihr Euch die Zeit genommen. Tausend Dank dafür, Ihr seid spitze!
 





Im November - also ab nächster Woche sind wir dann dabei, wenn Annie, Sarah und Vicky ihren Kolleginnen berichten!
Eines ist mir wichtig. In jeder Geburtshilflichen Abteilung muss man regelmäßig sein Tun überdenken und auf den Prüfstand stellen.
Die Wissenschaft bringt immer neue Erkenntnisse zugunsten von Mutter und Kind.
Wenden wir sie an!

Dienstag, 29. Oktober 2019

Fünf Frühdienste im Kreißsaal des Severindklösterchen - am Stück!
Das leisten wir als nächstes, aber dazu Morgen mehr!
 Am Samstag gab es erst eine große Portion Dom und im Anschluß Shoppen. Schuhe etc. mussten für den Kreißsaal ausgesucht werden. Sonst gibt es nicht viel Auswahl und nur vielleicht die passende Größe...das ist hier schon was Anderes! 
Aber endlich ist mal was GLEICH!
Was machen Mütter im Urlaub?
Sie kaufen für ihre Kinder Spielzeug!
Welches verrate ich nicht, aber ich hätte das gleiche gekauft!


Naja und dann drängen sich uns diese Eisbecher auf. Sie wollen unbedingt fotografiert werden, dabei passen sie kaum auf das Bild!


UND ZACK ist Sonntag!
 Nach dem Frühstück geht es raus in die nasse Kälte.



 Wir sind im Schokoladenmuseum. So eins bräuchte man in Westafrika auch ! In Ghana, Togo, Elfenbeinküste usw. Es ist sowas wie ein Heimatkunde-Museum und zeigt die westafrikanische Lebensrealität. Dennoch lernt man viel dazu. 

 Vickys Vater arbeitet am Hafen in Ghana und kontrolliert die Kakaoernte.
Das was seine Tochter da jetzt probiert, das würde er sicher auch gerne mal machen!





Im Museum lesen wir, dass die Deutschen die weltgrößten Schokoladenkonsumenten sind. Eigentlich müsste Ghana reich sein, bei dem Kakaoanbau. Warum es das nicht ist? Grüße an die Weltwirtschaft!


 Mal wieder durchgefroren essen wir Spaghetti, bzw italienisch.
 Gestern hatten wir Chinesisch.
Kulinarisch sind wir - bis auf die Schokolade - sehr undeutsch unterwegs.


 Ein Besuch in der LFS steht am Freitag auf dem Programm.
Während Paul nach dem Abitur von hier in Sarahs Nachbarschaft eingezogen ist, besucht sie seine (und meine) alte Schule. 

 Vor der Schule steht ein Apfelbaum, der Früchte trägt.
 Das ist für beide etwas ganz tolles! Während ich ja nach Ghana reise, um Ananas zu essen, ist es umgekehrt mit den Äpfeln so!
 Wir besuchen die 8b
Sarah und Victoria erklären, wie man in Ghana Grüßt und Danke sagt. 
Und dann kommt für die Deutschen etwas so exotisches,
 wie für Sarah die gesamten ersten zwei Tage. 
Die Kinder werden nach Wochentagen sortiert.
Wer in Ghana nicht weiß, an was für einem Wochentag er/sie geboren wurde, 
dem/der fehlt etwas!
Wenn man dort jmd nach dem Geburtstag fragt, dann kommt als Antwort :
 "I'm a Sunday Born."
Also googeln alle, was ihr Geburtstag für ein Wochentag war...
und dann machen wir 7 Gruppen.
Alle erfahren dann, in ihrer Gruppe, wie sie in Ghana heißen würden. 
Ich bin Adjoa, a Mondayborn :)


Paul hat die Antwortbriefe mitgegeben und diese werden jetzt verteilt.

 Pädagogik gibt es in Ghana kaum. Daher fragen unsere Gäste sehr interessiert nach, wie die Lehrer hier die Kinder zum Mitarbeiten bekommen. Frontalunterricht und dem Lehrer Nachsprechen ist in Ghana die Regel.

In Ghana hat Paul mittlerweile seiner Klasse eine Gruppenarbeit zugemutet. Eine Diskussion mit Argumenten stand auch schon auf dem Stundenplan. Absolutes Neuland!
Wie bekommt Paul Ruhe in seinen Unterricht?
Mit den Gebrüdern Grimm!
Kein Scherz.
Am Ende der Stunde erzählt er Märchen von  
misshandelten Stiefkindern die am Ende gerettet werden.
Funktioniert. 

 Die elektronische Pinnwand zeigt die Nähe zu Ghana.

Zurück Zuhause verwandelt sich meine Küche in eine afrikanische.
Wir erwarten Gäste :)




Warum wir eine dicke Katze aus dem Tierheim haben? 

 Marie und Niklas freuen sich sehr, Sarah wiederzusehen und Elisabeth mit Kindern freut sich deren Bekanntschaft zu machen. Allen schmeckts und es ist ein sehr schöner Abend.
Der ist allerdings noch nicht ganz zu ende, 
denn wir haben extra mehr gekocht, um die Hebammen im Kreißsaal noch mitzuversorgen.
Warmes Essen im Dienst ist immer gut! Nachdem Sarah und Vicky jetzt schon so viele ungewöhnliche Dinge gesehen haben, kann ich ihnen den total neuen Kreißsaal vorstellen. Sie wundert jetzt nix mehr (hahahaha….fast)

 Karola macht eine schöne Kreißsaalführung und eine kleine Überraschung gibt es auch. Caro hat schon mit Sarah Geburten in Ghana gemacht :))))))