Donnerstag, 30. Mai 2019


Meine Zeit in Ghana
Mein Zufall wollte es und ich lernte vor gut einem Jahr Sonja kennen. Dabei war ich gerade auf der Suche nach einer Möglichkeit, nochmals für längere Zeit im Ausland zu helfen. Da „mein“ Wunschprojekt aber gerade keine freien Plätze hatte und ich kurz vorher Sonjas Dokumentarfilme gesehen habe, meldete ich mich spontan bei ihr. Wie es das Schicksal wollte, sagte mir Sonja sofort zu und mein nächstes Abenteuer Ghana begann mit der Vorbereitung.
Nach einigen E-Mails und Telefonaten hatte ich so viele Sachspenden zusammen, dass ich diese gar nicht mehr alle in den zusätzlichen Koffer passten. Eine andere Lösung musste her. Zum Glück plante Sonja gerade ihr nächster Container und die Sachen konnten an einem Wochenende nach Köln gebracht werden. Dabei lernte ich direkt auch Sonja und die weiteren Reisenden kennen.

Voller Vorfreude, Nervosität und unglaublich großer Motivation ging die Reise am 9. November los nach Accra. Mit ihm Gepäck ganz viel Verbandsmaterial und sonstige Hilfsmittel für die Kliniken und natürlich Schweizer Schokolade ;-) die darf auf keiner Reise fehlen.



Nach einer kurzen Nacht im Hotel ging am anderen Morgen die Reise nach Have los. Michael der Fahrer brachte mich durch die holprigen und staubigen Strassen nach Have. Dort war die Freude riesig, endlich Sonja, Elvira, Marina und natürlich die Hebammen und ihre Familien kennenzulernen. Ich wurde von allen sehr nett empfangen und fühlte mich auf Anhieb sehr wohl.


Nach kurzer Aklimatisierungszeit ging meine Arbeit in der Klinik auch gleich am Montag los.
Auch dort wurde ich von allen Pflegenden freundlich in Empfang genommen und durfte direkt in der Klinik mitarbeiten.


Meine Arbeit war vielseitig und spannend. So durfte ich Vitalzeichen messen am Empfang und diese in die Krankenakte eintragen, bei den Konsultationen mithelfen (die werden durch die Pflegenden gemacht, da es keinen Arzt gibt), administrative Arbeiten erledigen wie das Eintragen der Patienten in das Behandlungsbuch, Mithilfe bei der Betreuung von Notfallpatienten und das Behandeln und Verbinden von Wunden.
 Von Zeit zu Zeit schenkten die Pflegenden mir mehr Vertrauen und ich durfte mich dann mehrheitlich selbständig um die Wundpatienten kümmern. Dies ist als Wundexpertin natürlich auch mein Fachgebiet und als eine gewisse Freundschaftsbasis mit den Pflegenden aufgebaut war, nahmen sie sogar Tipps und Tricks von mir an. Sehr schnell wurde ich Teil des Teams und fühlte mich bei der Arbeit sehr wohl und akzeptiert. Mein Rat war dann sogar an Wochenenden oder bei Notfällen in der Nacht gefragt – das schätzte ich sehr und schliesslich wollte ich ja auch genauso arbeiten wie eine ghanaische Pflegende. So war auch klar, dass ich gerne ein ghanaisches „Nursing Dress“ haben wollte. 




Gloria unsere Stammschneiderin machte mir meinen Wunsch war und schneiderte mir eine grüne Uniform auf Mass zu. Sie passte perfekt und alle in der Klinik hatten riesige Freude, als sich mich damit sahen. Auch von Patienten bekam ich positive Rückmeldungen.



Da ich in der Klinik nicht voll ausgelastet war und zeitweise keine Wundpatienten in die Klinik kamen, schmiedete ich einen Plan. Ich zog an einem Wochenende mit meinem einheimischen Kollegen Happy durchs Dorf und suchte nach Wundpatienten. Schnell waren einige gefunden. Zu Beginn waren viele skeptisch, weil sie grosse Rechnungsbeträge fürchteten, als wir aber erklären konnten, dass ich das unentgeltlich mache, waren alle sehr dankbar für das Angebot. So kam es, dass ich mehrmals die Woche mit meinem blauen Rucksack voll modernem Verbandsmaterial die Patienten zu Hause aufsuchte und die Wunden versorgte. Dies sprach sich schnell herum und weitere Patienten folgten. Diese Aufgabe war für mich sehr erfüllend, da sich viele die Kosten für die Behandlung in der Klinik oder den Transport dahin nicht leisten konnten. Teilweise wurde ich von Bashiru, einem „Community Health Worker“ begleitet und vor allem bezüglich der medikamentösen Therapie beraten. So konnten wir einige Patienten auch mit Schmerzmittel und Antibiotika versorgen, damit die Wunden schneller heilen konnten. Bei vielen zeigte sich sehr schnell eine Verbesserung, auch wenn viele Wunden bis zu meiner Abreise noch nicht abgeheilt waren. 

Die Wunden sehen schon von Weitem schrecklich aus! 
Ihr seid sehr tapfer gewesen!


Neben den Sachspenden durfte ich auch sehr viele Geldspenden aus meiner Heimat entgegennehmen. Nachdem ich all die Hebammen aus dem Workshop von Sonja in ihren Kliniken besucht habe, war mir auch klar, wofür ich diese einsetzten möchte. In den Kliniken fehlte es an vielen wichtigen Ausstattungen. So kam eine große Wunschliste mit großen und kleinen Materialwünschen zusammen. So beispielsweise Waagen, Blutdruckmessgeräte, Thermometer, Sterilisatoren, Beatmungsbeutel, Matratzen für vorhandene Betten etc. Gemeinsam mit Patience und Michael fuhren wir an einem Tag gemeinsam nach Accra, um dort in den verschiedenen Medizinal-Shops all das Material für die Klinken zu kaufen. Nach einem anstrengenden Tag hatten wir schon ganz viel erreicht und mit Hilfe von Patience hatte ich einige Zeit später tatsächlich alles Material zusammen und es konnte an die Verteilung gehen.


Dies wurde ganz offiziell mit dem Gesundheitsdirektor des Bezirks gemacht, damit die Spenden auch in die entsprechenden Bestandsbücher der Kliniken eingeschrieben wurden. Es war schön zu sehen, wie die Pflegenden sich über das Material freuten, auch wenn sich die Freude bei den meisten verhältnismäßig in Grenzen gehalten hat. Eine Klinik ganz in der Nähe von Have durften wir sogar mit 5 Holzbänken und zwei Klinikbetten ausstatten. Da war die Veränderung der Klinik deutlich zu sehen und die Einweihungsfeier mit den Leuten vom Dorf war jeden Aufwand wert. Endlich haben die Patienten einen anständigen Wartebereich.


     Und die Frauen vor und nach der Geburt müssen nicht mehr am Boden liegen:






Natürlich hatte die Arbeit in der Klinik und Draussen bei den Wundpatienten nicht nur schöne Seiten. Es fehlte teilweise an grundlegendem Material und Medikamenten und vielfach spielte das Geld eine große Rolle. So konnten sich Patienten oft Behandlungen nicht leisten oder es wurde in Notfallsituationen zuerst gewartet, bis der zu erwartende Betrag bar bei der Pflege vorlag. Das war sehr schwierig mitanzusehen wenn man weiß, in welchem Überfluss wir leben und welche Möglichkeiten wir hier haben. Oft können sich die Patienten auch weitere Abklärungen oder Behandlungen oder den Transport dahin nicht leisten. Auch in Notfallsituationen gibt es keine Ambulanz. Die Patienten haben entweder Glück und sie finden jemanden der sie mit dem Auto mitnimmt oder sie fahren per TroTro in die nächste Klinik. Für unsere Verhältnisse unvorstellbar. Gerade in der Wundbehandlung habe ich Wunden gesehen, da ich hier noch nie zu Gesicht bekommen habe. Da kam sogar ich an meine Grenzen.

Neben der Arbeit hatte ich natürlich auch etwas Freizeit die ich vorwiegend mit den Kindern von Sister Sarah – Deborah, Desmond und Derrick verbrachte. Bereits nach kurzer Zeit habe ich die Kinder sehr ins Herz geschlossen und wir verbrachten praktisch jeden Abend gemeinsam. Das war sehr schön, da ich ja eine lange Zeit alleine in Have war. Wir spielten Spiele, schauten Filme, unternahmen gemeinsam Ausflüge und kochten sogar gemeinsam. So beispielsweise das Schweizer Käsefondue an Weihnachten ;-)  
Jeden Sonntag besuchten wir gemeinsam die Sonntagsschule, das war jedes Mal das Highlight der Woche und entwickelte sich zu einem festen Ritual. Auch mit Sister Sarah und Mama Annie verbrachte ich viel Zeit draußen und teilweise bei der Arbeit. Am Abend oder Wochenende begleitete ich die beiden Hebammen gerne bei Geburten, um mein Wissen in der Geburtshilfe zu erweitern. Das war sehr spannend und ich konnte viel Lernen und gerade in Notfallsituationen waren sie um eine helfende Hand sehr froh.
Alle wurden wie eine zweite Familie für mich und sorgten sich sehr um mich. Von Mama Annie wurde ich in dieser Zeit vor allem kulinarisch verwöhnt, das war köstlich und mit Abstand das beste Essen das ich je in Ghana hatte....
Natürlich kamen auch Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten der Region mit anderen Freiwilligen aus dem Dorf oder Happy nicht zu kurz. 


 
Mit Ehemann Thomas


Desmond hilft beim Taschetragen



Derrick kocht KÄSEFONDUE

Hoch über Have
Die Zeit in Ghana ging sehr sehr schnell vorbei und Mitte März hieß es Abschied nehmen in Have. Mit Sicherheit war es einer meiner schwersten Abschiede. So hat man sich doch in 4 Monaten an so vieles gewöhnt und sich richtig im fremden Land eingelebt. Auch meine Patienten im Dorf ließen mich nur ungern ziehen, auch wenn deren Versorgung durch Bashiru weiterhin gesichert ist. Ich habe ihn mit Material ausgestattet und er besucht vorerst meine Patienten weiterhin zu Hause.
Erneut blieb ein großes Stück von meinem Herz in Ghana und eines ist sicher: es war bestimmt nicht mein letzter Aufenthalt.


Sarah. Jasmin, Annie, Marie, Niklas



Auch wenn ich nicht mehr im Lande bin, erhalte ich regelmäßig Nachrichten von Ghana! Es ist schön zu sehen, dass die Leute auch nach einigen Monaten noch an mich zurückdenken. Es sind wahre Freundschaften entstanden, die ich nun unbedingt von zu Hause weiterpflegen möchte.

Liebe Sonja, vielen herzlichen Dank für dein Vertrauen und die Möglichkeit, dass ich Teil deines unbeschreiblich tollen Projekts sein durfte. Es war mir eine Ehre für Meeting Bismarck in Have tätig zu sein und ich bin unheimlich dankbar für all die wertvollen Erfahrungen, Begegnungen und für all das, was ich in dieser Zeit lernen durfte! Mach weiter so! 


Mit Debbie



Liebe Jasmin,
 vielen Dank für Deinen Bericht und die schönen Fotos!
Uns bist Du Eine Ehre!
Tausend Dank!! 
Bis hoffentlich bald :)


Donnerstag, 9. Mai 2019

Aus gegebenen Anlass schicke ich Grüße an Archie nach Ghana!
Hier rechts im Bild.
Ihr kennt unseren ältesten Mitarbeiter von der Baustelle.
Heute hat er einen sehr prominenten Namensvetter bekommen.
Für uns ist ER aber der V.I.P.