Kleiner Nachtrag zum Kongress in Berlin... ...Hier ich, beim Vortrag in Hörsaal C Foto: mit freundlicher Genehmigung vom Ausbildungszentrum Laktation und Stillen
Bitte nicht
Zufüttern,
ein
Stillsong aus Ghana
Text zur Power Point
Präsentation am 27.9.2013 auf dem 9.
Still- und Laktationskongress
in Berlin
Sonja Liggett-Igelmund
In einem kleinen Dorf in Afrika,
genauer gesagt in Ghana, Westafrika, in der Nähe des Voltastausees gibt es ein
kleines Krankenhaus. Dort gibt es keinen Arzt.
Es gibt Hebammen,
Krankenschwestern und Krankenpfleger.
Am 1.Oktober 2011 bin ich dorthin
gereist.
Mein Name ist Sonja Liggett-Igelmund, ich bin Hebamme, 39
Jahre alt, verheiratet, habe zwei Söhne, 13 und 9, bin in einem Kölner
Kreißsaal mit einer halben Stelle angestellt und arbeite zusätzlich als
Nachsorgehebamme.
2011 habe ich mich beworben, als
eine Casting- Agentur eine Hebamme suchte.
Für zehn Tage sollte ich
versuchen, ob ich auch in Ghana meinen Beruf ausüben kann. Das war die Idee von
der WDR Weltweit-Redaktion. Es wurde eine kleine Serie gedreht. Sie hieß Job im
Gepäck, als… Hebamme nach Ghana, als Koch nach Thailand, als Automechaniker
nach Argentinien.
Die Autorin Marika Liebsch, die
Kamerafrau Beate Werheit und ich flogen gemeinsam nach Ghana.
Ghana liegt in Westafrika, sechs
Flugstunden von Frankfurt entfernt. Wenn man sich die Landkarte von Afrika
ansieht, denkt man schnell, Ghana wäre ein kleines Land. Aber Ghana ist nur
wenig kleiner als Deutschland. Von der Hauptstadt Accra fährt man 4 Stunden bis
in das kleine Dorf Have.
Dort angekommen, lernten wir die
kleine Krankenstation und die Menschen, die dort leben und arbeiten, kennen.
Patience Tordzro und Annie Darko
sind die Hebammen, die dort arbeiten, Joyce Buckle ist Kinderkrankenschwester.
Vor- und Nachsorgen machten wir
zusammen; und dem einen Baby, welches in den 10 Tagen hier zur Welt kam, halfen
wir gemeinsam auf die Welt.
Der kleine Junge wurde am frühen Mittwochmorgen
geboren und wurde Oku genannt, das bedeutet Mittwoch. In Ghana tragen alle
ihren Geburtstag im Vornamen. Mein Name dort ist Adjoa, Montag. Später gaben
Oku´s Eltern ihm den Rufnamen Bismarck, er sollte nicht vergessen, dass eine
Deutsche bei der Geburt dabei war.
Geburten, die wegen
Komplikationen nicht in der kleinen Hebammenstation betreut werden können,
werden verlegt. Das bedeutet, die Schwangere stellt sich an die Straße und
wartet auf eine Mitfahrgelegenheit ins nächste Krankenhaus. Die Fahrt dorthin
dauert ca. eine Stunde.
An diesem Mittwoch, später am
Tag, während wir die Vorsorgeuntersuchungen mit den Hebammen machten, merkten
wir, wie sich die Veranda des nebenstehenden Stationsgebäudes immer mehr mit
Müttern und ihren Babies füllte.
Wir waren mitten in den
Dreharbeiten, als wir plötzlich Gesang hörten.
Die Frauen auf der Veranda sangen
alle zusammen und es klang so faszinierend, dass wir unsere Dreharbeiten sofort
auf die Veranda verlegten.
Sowas hatten wir weder je gesehen
noch gehört.
Ca. 30 Frauen mit ihren Babies sangen
mit Joyce als Vorsängerin in Ewe, dem Dialekt der Volta Region, ein Lied über
das Stillen.
Während Beate drehte, stand für
Marika schon fest, dass dies die Musik für den Abspann des Films war.
Aber wir waren in Afrika und
nicht nur ich arbeitete unter mir fremden Umständen.
Das Material wurde vom afrikanischen
Producer nicht gespeichert und somit waren die Aufnahmen aus der Still- und
Wiegesprechstunde verloren. Dies wurde aber leider erst zurück in Deutschland
festgestellt.
Das war für uns alle sehr schade,
denn dieser Moment war einer der Highlights unseres Aufenthaltes.
Ein Jahr später bekamen wir
erneut die Chance, das Lied zu drehen.
Da ich nach meiner Rückkehr aus
Ghana angefangen hatte, immer mehr Spenden zu sammeln und die Menge auf
Containergröße angewachsen war, hatte die Redaktion von WDR Weltweit
beschlossen, noch einmal die Reise mit der Kamera zu begleiten.
Marika und mir war klar, dass die
Still- und Wiegesprechstunde ganz oben auf unserer Liste der zu drehenden
Momente stand.
Es wurde gedreht. Einmal vom
Kameramann und zusätzlich von mir mit meiner eigenen Videokamera.
In den zweiten Film hat es das
Lied leider wieder nicht geschafft, diesmal aus Platzgründen. Es gab zu viel zu
erzählen, in 28 Minuten, da war kein Platz mehr.
Umso mehr freut es mich, dass ich
heute hier in Berlin meine Filmaufnahmen vorstellen kann! Aron Roos hat meine
Videoaufnahmen geschnitten und so ist daraus ein kleines Amateur-Video
geworden.
Still- und Wiegesprechstunde
Man sieht Joyce Buckle, wie sie
die Still- und Wiegesprechstunde leitet.
Mütter mit ihren Babies kommen
einmal im Monat zur Still- und Wiegesprechstunde.
Das bedeutet, dass es vier
verschiedene Gruppen gibt, die jeweils einmal im Monat vorbei kommen. Für
diesen einen Tag auf der Veranda der Station machen sich die Frauen sich und
ihre Kinder chic.
Sie treffen nicht nur Bekannte,
sie bekommen auch Gesundheitsunterricht.
Die Kinder werden gewogen und
geimpft.
Impfungen:
Polio (oral)
bei Geburt, 6 , 10, 14 Wochen
Diphterie, Pertussis, Tetanus,
Hepatitis B, HIB, (i.m.) 6 , 10
, 14 Wochen
Vitamin A (oral)
vom 6.
Lebensmonat bis zu 5 Jahren
Masern (s.c. links)
9 und 18 Monate
Gelbfieber (i.m. rechts)
9 Monate
Neu:
Pneumokokken (i.m.) 6, 10, 14 Wochen, 18 Monate
Rotaviren (oral) 6,
10 Wochen
(Eine Typhus, Tollwut, Cholera Impfung
und eine Malaria Prophylaxe empfiehlt der Tropenarzt uns zusätzlich bei Reisen
nach Ghana)
Die UN kämpft gegen die hohe Kinder- und Müttersterblichkeit in
Westafrika
Diese beiden Bereiche sind in den
sogenannten Millenniumsentwicklungszielen 4 und 5 der UN-Millenniumkampagne
festgeschrieben.
Ein Weg, die hohe
Kindersterblichkeit zu bekämpfen ist, Stillen reichlich zu fördern und zu
bewerben.
Es ist dort nicht
selbstverständlich zu Stillen. Es wird sehr gerne zugefüttert.
Die Empfehlung lautet auch hier 6
Monate voll stillen und darüber hinaus bis zum zweiten Geburtstag des Kindes
ergänzend zu Stillen.
In der kleinen Gesundheitsstation
in Have, Ghana haben sich die Mitarbeiter überlegt, wie sie den Frauen beibringen
können, dass Stillen das Beste für ihr Kind ist.
Viele Frauen können nicht lesen.
Ein Lied mit einem einfachen Text und einer eingängigen Melodie, jedes Mal in
der Sprechstunde gemeinsam gesungen, können sich aber alle Mütter merken.
Godsway Delima schrieb den Text
für den Stillsong. Die Melodie dazu ist von einem alten Ewe Song übernommen
worden. Wobei Sie gleich merken werden, dass die Melodie für uns auch sehr
bekannt ist! Man hofft, dadurch als Babyfreundlich, vom Ghana Healthservice
ausgezeichnet zu werden.
Das Lied heißt:
“Notsi Nana”
Stillen,
ohne Zufüttern
ist gut für Mutter und Kind. (Refrain)
Notsi Nana tsimatoe la
Enyona vi kple dada
(Notsi :
Brustwasser, Nana : geben, tsimatoe la: ohne Wasser zuzugeben, Enyona : ist gut für, vi:Baby, kple:
und, dada: Mutter)
1)
Es gibt dem Kind alle Nährstoffe
und
Schütz vor Brustkrankheiten.
2)
Es hilft dem Kind gut zu wachsen
und
dient der Familienplanung.
3)
Es läßt das Kind gesund bleiben
und
hilft der Mutter Geld zu sparen.
4)
Es fördert das Gehirnwachstum des Babys
und
baut eine starke Bindung zwischen Mutter und Kind.
Der Film ist bei
You Tube zu sehen, unter Notsi Nana
Aus unserer Sicht scheint es
überraschend, dass das Stillen in Ghana beworben werden muss, wo man doch
denkt, dort sei es das Natürlichste auf der Welt.
Frauen stillen dort selbstverständlich
in der Öffentlichkeit, ganz im Gegensatz zu Deutschland.
Aber ghanaische Frauen wissen
genau, dass in Europa Babies das Fläschchen bekommen.
Und das muss ja wohl, so denken
sie, das Beste für ein Baby sein. Sie
wollen es uns gleich tun. Wir sind das Vorbild.
Wenn Sie hier in Deutschland eine Nachsorge beispielsweise
bei einer Asylbewerberin aus Afrika machen, ist Ihnen vielleicht schon
aufgefallen, dass ihre Patientin sehr gerne zufüttert, oder sogar gar nicht
Stillt. Wenn sie schon in Europa ist, dann will sie nur „das Beste“ / modernste
für Ihr Kind.
Das Zufüttern von Wasser oder
Milchähnlichen Flüssigkeiten hat für Säuglinge in den Tropen nicht selten gesundheitliche
Probleme zur Folge. Der Nestschutz wird gestört, das Wasser könnte stark
keimbelastet sein. Krankheiten wie Durchfall können für Kinder in Ghana schnell
fatale Folgen haben.
Vielleicht könnten wir die Arbeit
der ghanaischen Hebammen unterstützen, indem wir mehr Bildmaterial von
europäischen Stillenden zur Verfügung stellen?
Damit würden auch wir den
Vereinten Nationen helfen eines der Milleniumsziele zu verwirklichen, die
Säuglingssterblichkeit in West Afrika zu verringern.
Ganz im Sinne des Mottos dieses 9. Still- und Laktationskongress:
Stillen - wie natürlich wieder selbstverständlich wird.
Weitere Informationen
finden Sie im Internet:
oder googeln Sie:
„Job im Gepäck, als
Hebamme nach Ghana“ (2011)
„200 Kisten für
Ghana“ (2012)
beide Filme von Marika Liebsch, Erstausstrahlung
bei WDR Weltweit
Im Blog finden Sie das Hilfsprojekt,
das aus dem ersten Film entstanden ist, zum Beispiel ist jetzt, in diesem
Moment, ein Krankenwagen in einem Seecontainer Richtung Ghana unterwegs.
Am 10.Dezember wird bei WDR
Weltweit ein neuer Film über Ghana zu sehen sein.
Marika Liebsch begleitet uns im
November erneut nach Ghana, wenn wir den Krankenwagen vom Hafen nach Have
fahren.
Der Krankenwagen wurde aus
Spenden finanziert, ich freue mich über jede Unterstützung.
Das Spendenkonto ist im Blog
angegeben.
Wenn Sie Interesse haben, selber
dorthin zu reisen, dann informieren Sie sich über die „Hebammen Tour“ bei RGV.
Für die Hebammen vor Ort bietet diese Form des Tourismus eine Möglichkeit sich
mit Kolleginnen auszutauschen. Außerdem bietet der Aufenthalt von Touristen dem
Dorf Verdienstmöglichkeiten.
http://www.rainbowgardenvillage.com/de/hebammen-tour-ghana
Vielen Dank für eine Sammlung an Holzhörrohren der Firma Kurz.
Wie in jedem Jahr werden wir von Euch großzügig unterstützt.
Vielen Dank!!!!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen