Sonntag, 10.11.2013

Es ist 7:00
Markus ist mit George verabredet.
Sie werden jetzt zusammen durch ganz Have fahren.
George im Pickup, Markus im Krankenwagen.
Alle sollen den Krankenwagen sehen.
George ruft also laut aus dem Pickup heraus, dass Heute um 15:00 die große Party steigt.
Markus lässt das Signal ertönen.
Markus erzählt hinterher, dass die Menschen entlang der Straße gejubelt und getanzt hätten.

Direkt an der Klinik ist kein Wohngebiet, deshalb stehen Miriam und ich hier alleine. Es ist die Stelle, an der vor zwei Jahren, Nachts, die Schwangere per Anhalter ins nächste Krankenhaus fahren musste.

Nachdem die beiden an uns vorbei gefahren sind, gehen wir Frühstücken.

Ulrikes haben extra geschmückt!!
In der Ferne hört man manchmal den Krankenwagen.
Ich sage dann immer : Tüdelüt,
Annie nennt es Pappadam.

Mit Pappadam durch Afrika wäre auch ein schöner Filmtitel gewesen.

Es ist Sonntag und deshalb gehen wir jetzt erstmal für ein paar Stunden in die Kirche!

Es ist Kindertag.
Diese Mädchen werden nachher eine Tanzvorführung machen.
Patience sagt, sie sind als zukünftige Königinnen angezogen.

Als wir von der Kirche wiederkommen, ist der Krankenwagen geschmückt.

Ich bekomme mit, wie Stühle gebracht und Zelte aufgebaut werden.
Es scheint wirklich groß zu werden, nachher!

Marika macht einen O-Ton mit mir.
Es geht um Politik.
Wer genau bekommt jetzt den Schlüssel.
Es gibt im Dorf zwei unterschiedliche Meinungen dazu.
Heute ist eigentlich der letzte Drehtag.

Markus hat wieder eine Verabredung!
Er wird mit dem Assembly man wieder durch das ganze Dorf fahren. Diesmal mit Brassband im Pickup.
Ich setzte mich spontan hinten rein, das lasse ich mir doch wirklich nicht entgehen!
Als wir im nördlichen Teil von Have fertig sind und die Klinik passieren, um zum südlichen Teil zu fahren, sehe ich, wie viele Menschen sich vor der Klinik versammeln.
Jetzt mache ich mir ernsthaft Gedanken, darüber, ob ich nervös werden soll.

Es sieht nach Regen aus, meine Hofdamen sind gerüstet!

Während die Musik und die Tänze schon angefangen haben, kommen wir auch an.
Wir fahren im Krankenwagen direkt zum Haus hoch,
da der Krankenwagen erst nachher offiziell präsentiert wird.
Einen größeren Bahnhof hat wohl noch kein Renault Traffic bekommen.
Soll ich Renault diesen Satz in Rechnung stellen?

Die Band nimmt ihre Plätze ein.


Markus und ich machen uns auf den Weg zum Klinik Vorplatz.
Nur wir beide. ( Wie gut, dass ich im KKW mitgefahren bin, was hätte ich denn sonst alleine gemacht? ich wäre wie ein Tiger im Käfig auf und abgerannt)
Alle anderen sind ja schon da.
Wir gehen also, so als ob das jetzt das aller normalste auf der Welt wäre.....
auf den Platz und rüber zu unseren Plätzen.

Der Tisch, der gerade noch vor uns stand wurde vor die Klinik gestellt.
Gestern haben wir erfahren, dass heute jede der Schulen eine Kiste mit Schulsachen überreicht bekommt.
Ulrike S. und Miriam haben stundenlang diese Kisten vorbereitet. Es soll ja gerecht verteilt sein.
Jetzt werden die Kisten aufgebaut.
Ich danke Euch für die Vorbereitung!!! Ich hatte da keine Zeit mehr zu!
Ich weiß noch genau, wie ich in Köln diese Umzugskisten bekommen habe, wie die Weihnachten im Schuhkarton Kisten von Rick dazu kamen und wie wir mit Lars Matthew Jenny Ulrike Ulrike Harald Carla, Florian und wirklich vielen mehr, die ich hoffentlich Alle weiter unten im Blog erwähnt habe, in Diana Gerdoms Lagerraum vorgepackt haben usw usw.
Was war das eine Arbeit damals in Deutschland!
Ich Danke Euch Allen nochmal sehr sehr herzlich!!!!

Diese Dame legt schon mal eine kesse Sohle aufs Parkett!

Assembly man Paul hält eine Rede,
und bedankt sich bei Allen die diesen Tag möglich gemacht haben.
Auch all denen in Deutschland!
Er erklärt den Anwesenden das Projekt und seine Entstehungsgeschichte.

Dann setzt sich der Tross vom Ältestenrat in Bewegung.
Hinter dem Herrn mit dem Zepter geht der ranghöchste Chief.
Togbä Assumptra (deutsche Lautschrift) Paramount Chief VIIII

Ob es Regen geben wird?

Er nimmt neben mir platz.

In Ghana sitzt immer Jemand vor dem Chief!

Nach der Zeremonie erklärt er mir, dass er in Have jetzt mein father wäre und (auf dem Gruppenfoto neben Markus meine Have mother)

Er klärt nochmal seine Rede ab,
er wird einige Dinge aus dem Container erwähnen.
Unter anderem das Kreißbett, aus Gerolstein!

Das, könnte ich nicht nachmachen, vor allem nicht danach aufstehen, ohne die Hände zu benutzen!

Die Assembly woman Madam Grace ist eigentlich fashion designerin!

Dann wird gebetet, erst christlich,
und dann werden noch die alten Götter mit ins Boot geholt.
Dazu braucht man Alkohol.
Für die Götter ,die keinen Alkohol zu sich nehmen, kippt man mit der Kalebasse Alkohol auf den Boden.
Dieses Ritual sehe ich jetzt zum Dritten Mal, jedes Jahr einmal!
Aber noch nie in so großer Runde!

Kennt Ihr ihn??
Das ist Bismarck!
Ich habe ihn dieses Jahr noch nicht gesehen, aber ich hatte Patience darum gebeten ihn zur Feier einzuladen, denn wenn er nicht dazu gehört, wer dann???
Ich bin auch ganz beruhigt, dass er zwei Reihen hinter mit mit seine Mama und Tante sitzt.

Er findet mich ein bischen zu anders.
Er ist im Moment sehr schüchtern.
Ich auch!

Dann werden Markus und ich weiter in die Mitte des Platzes gesetzt.
Und dann fällt mir wieder ein, was jetzt kommt.
Der unangenehme Teil!
Ich hatte ja schon geschrieben, dass es mir gereicht hätte, wenn jemand eine Möhre schält!

Wir Europäer sollten vielleicht öfters beim Schlachten dabei sein, dann würde sich unser Fleichkonsum auch normalisieren.
In Ghana ist es Tradition, zu solch großen Anlässen ein Tier zu schlachten, uns wird damit eine riesen große Ehre zu teil.
Die Hebammen bekommen hinterher das Fleisch.
Das finde ich gut!

Und weil jetzt die Zeremonie besiegelt ist, geht es weiter.
Der weibliche Ältestenrat, die queen mothers, machen sich auf den Weg zu uns.

Ihr Zepter zeigt eine Stillende Frau!

Jetzt bekommen Markus und ich unsere königliche Kleidung überreicht.
Geschenke sind in Ghana immer in solchem Papier eingewickelt. Die Folie hält der feuchten Tropenhitze besonders gut stand!

Und jetzt?
Jetzt gehen Markus und ich in die Klinik,
um uns umzukleiden.
Wie gut, dass Markus gestern Abend geübt hat.
Könnt ihr Euch vorstellen, wie sich diese Zeremonie für uns anfühlt?
So im Mittelpunkt, mit königlicher Kleidung?

Bismarck findet es mäßig interessant!

Annie, Evelyn und Essie und auch Jennifer und Gemima gucken vom Rand aus zu.
Sieht Annie nicht stolz aus?
Sie ist gespannt auf meinen neuen Namen, den ich nachher bekomme.

Getrennt von einander ziehen wir uns um.
Ich mit drei Assistentinnen.
Meinen Kopfschmuck könnte ich mir wirklich nicht selber anlegen, ich weiß einfach nicht wie es geht.
Neue Schuhe an,
im Eingangsbereich meine  Mann treffen,
wie damals, 1997 auf unserer Hochzeit,
und dann zusammen raus.
Vor der Klinik muss sich Jörg erstmal vor den ganzen Menschen mit Handy
behaupten, die wollen alle ein Bild schießen.

Ich bin gespannt auf die Bilder im Film, am 10.12!!
Und den Ton!!!!
So einen Moment gibt es nicht zweimal1

Ich bemühe mich an Alle zu denken, die mit mir hier raustreten!
Ich bin das Hilfsprojekt ja nicht alleine,
Ihr seid VIELE!

Jetzt bekommen wir noch mehr Geschenke.
Traditionelle Armbänder. Wenn sie angelegt sind, wird Baybpuder drauf gemacht, ein Zeichen für Frieden!

Und jetzt seid Ihr dran,
Alle Deutschen, die mitgereist sind, bekommen auch Geschenke.

Auch Marika, Jörg und Henning.
Mir Ihren beiden Filmen hat Marika Liebsch viel in Gang gesetzt!
Heute gibt es ein Dankeschön!!!
Da der WDR ja Morgen abreist, war es den Menschen hier so wichtig, die Feier noch heute zu machen. Um sich beim WDR zu bedanken und auch
ganz wichtig
Euch an der Feier teilhaben zu lassen!!!!

Fürs Gruppenfoto verschwindet der WDR wieder hinter die Kamera.

Und dann halte ich meine Antrittsrede.
Heute Morgen habe ich zuerst mit Paul besprochen, wen ich in welcher Reihenfolge begrüße
und später habe ich mit Patience genau besprochen, was ich sage,
das gesprochene Wort hat in Ghana sehr viel Gewicht!
Damit ich bloß nichts falsch mache, lese ich ab!

Während der gesamten Feier blicke ich immer wider zu Bismarck, ob es ihm gut geht, seine Anwesenheit beruhigt mich! Ich muss auch manchmal zu meinem Team gucken, ihre Blicke sagen mir, dass alles gut ist und ich nicht träume. Danke für den Rückhalt!

Nach meiner Rede wird der Krankenwagen präsentiert.
Ulrike Sprock,
es war Dein Damco Marketing Budget,
dass hier eine ganze Region bewegt!
Gut Angelegtes Geld.
Bitte bestell allen bei Damco unsere herzlichsten Grüße!!
Auch Eurer Düsseldorf Abteilung-
Jens Erkes
Dankeschön!!!!!

George fährt den Wagen rückwärts auf den Platz

Dann gehen wir zur Schlüsselübergabe.
Das Health Center bekommt den Schlüssel.
Patience als Chefin nimmt ihn entgegen.
Der AssemblyMan findet, ich sollte den Schlüssel erst Togbä geben und er dann an Patience.
Aus diplomatischen Gründen
erkläre ich Togbä, dass wir das schön zusammen machen!
Es gibt nämlich im Hintergrund Diskussionen,  wem der KKW gehört.
Deshalb ist die demonstrative Übergabe durch meine Hand an Patience wichtig.

Bismarck, wenn Du wüsstest!!!!

Die Schulkisten darf ich überreichen.

Meine  Helfer brauche ich in meiner Nähe, wegen der Sortierung!

Dies ist der offizielle Fotograf!
Zwei Tage nach der Feier, als wir Morgens zur Klinik laufen, passt er uns an der Straße ab und überreicht uns einen dicken Stapel Fotos.
Es sind super Bilder!!
Es sind die Bilder über diesem Post!
Er hat sie und sogar digital gegeben.
Die haben wir dann aber ordentlich abgekauft!!!!

Patience hält auch eine Rede.

Popcorn zur Krönungfeier? 10 von 10 Punkten!

Jetzt verkündet Togbä ganz feierlich meinen  neuen Namen.
Ich bin also offiziell in den Club der Queen Mothers aufgenommen worden.
Mein Mann und ich sind Bürger von Have.
Mich spricht man jetzt nicht mehr mit Sister oder Aunty Adjoa an (Monatggeborene)
sondern mit Mama Enyonam
(Queen of development)

Enyonam bedeutet :Ist gut für uns
Ich kenne ja wirklich nicht viele Wort in Ewe, eigentlich nur Danke, Bitte und den Text des Stillsongs
(siehe You tube : Notsi Nana)

Voll Stillen , ohne Zufüttern
IST GUT FÜR Baby und Mutter.

Notsi Nana tsima tuela
ENYO NA vie ple dada

Mehr kann sich eine Hebamme nicht wünschen!


Wie erkläre ich meinen Söhnen, dass sie jetzt Mama zu mir sagen sollen?

Die Assembly woman hält auch eine Rede.

Die Schulkisten laufen derweil , für uns sichtbar auf und ab.
Bei all den Kindern, könnte man darüber nachdenken, unseren riesen Ballonvorrat zu verteilen.
Das gäbe aber einen gefährliche Tumult und jedemenge Luftballonreste auf dem Klinikgelände.
Deshalb lassen wir das lieber!

Nach drei Stunden sind Bismarck und ich relativ durch, wir haben aber auch beide viel erlebt Heute!

Wichtige Offizielle, die über die Zukunft der Klinik entscheiden freuen sich über ein Gruppenfoto!

Marika und ich versuchen einen O-Ton.

Aber dann müssen wir schnell machen. Denn die Brass Band will und zu unserem Haus geleiten!

Zuhause sind Stühle aufgebaut,
man liefert uns ab.

Als die Band zurück marschiert, rennen alle Kinder mit
und wir bleiben allein zurück.

Was für ein Tag!!!


Annie hat zum Abschluß eine Überraschung für uns!
Es ist ihr Geheimnis, woher sie dieses Eis bekommen hat.

Die Kleidung war nicht atmungsaktiv und die Temperaturen natürlich tropisch.
Super Sandra ist sooo willkommen, bei uns Allen!!!!

Aber auch ohne Eis wäre das für uns Alle ein absolut
unvergesslicher Tag gewesen!