Dienstag, 7. November 2017






Oktober 2017
Auszug aus: Erfahrungsbericht Konkreter Friedensdienst,
Engagement Global Maria Galgano
Projekt: „Als Hebammenschülerin in Ghana!“
Beschreibung des eigenen Projekts
Mein Projekt bestand aus mehreren kleinen Stationen. Ich plante, die Partnerorganisation
kennenzulernen, in staatlich geführten Einrichtungen zu arbeiten, traditionelle Hebammen
kennenzulernen und dann auch im hebammengeleiteten Kreißsaal in Have zu arbeiten.
In der Zeit besichtigte ich das Trainigscenter für die traditionellen Hebammen sowie das
Organisationsbüro. Ich arbeitete einige Tage im staatlichen RCH, wo es hauptsächlich um
Family Planning (also um Aufklärung zu Verhütungsmöglichkeiten sowie Durchführung
von Verhütungsmaßnahmen) geht. Außerdem gibt es einmal die Woche einen „Wiegetag“.
Alle Kinder werden von Geburt an alle vier Wochen bis zum 5. Lebensjahr gewogen. Man
beobachtet, ob die Kinder ausreichend zunehmen, dokumentiert und berät die Mütter.
Beratungsthemen sind Ernährung während des Stillens, ausschließliches Stillen für 6
Monate, sowie beikostbegleitend bis zum 2. Lebensjahr, Ernährung des Kindes während
und nach dem Stillen, Hygiene (z.B. Hände waschen vor der Nahrungszubereitung, nach
dem Wickeln des Kindes...), Impfen des Kindes, Vorgehen bei Durchfall, Vermeiden von
Durchfall uvm.
Im Rahmen von diesem „Wiege - Besuch“ werden die Kinder direkt geimpft. Falls ein Kind
deutlich zu wenig zunimmt, wird die Mutter individuell beraten und ggf. ins Krankenhaus
überwiesen.
Ich verbrachte zwei Vormittage mit Nancy. Sie ist eine traditionelle Hebamme, die letztes
Jahr 43 (!!!) Geburten geleitet hat. Das bedeutet 3 Geburten im Monat! Eine unglaubliche
Leistung! Schließlich muss sie nebenher ihr Geld verdienen, auf der Farm arbeiten, auf
dem Markt ihre Ware verkaufen, Schwangerenvorsorge durchführen, Geburtennachsorge
machen und vieles mehr. Diese beiden Vormittage waren unendlich bereichernd für mich.
Ich habe viel von ihr gelernt, insbesondere, wie man bei einer schwangeren Frau über die
Bauchdecke nicht nur das Baby tastet, sondern auch tasten kann, wo genau die Plazenta
(der Mutterkuchen) liegt. Das ist sehr wichtig, denn falls der Mutterkuchen direkt vor dem
Geburtskanal liegen würde, würde es bei der Geburt zu sehr schweren Komplikationen
führen. Das ist zwar sehr selten, aber ohne Krankenhaus bei der Geburt in jedem Fall
tödlich. Ich habe noch nie eine Hebamme getroffen, die das kann! Auch nicht in
Deutschland. Hier hat man den Ultraschall, mit dem man so etwas routinemäßig
nachschaut, in Ghana, im Hinterland hat man als Hebamme nur die bloßen Hände.
Die Zeit in Have war sehr spannend. Ich war 1,5 Wochen in Dauerrufbereitschaft. Eine
Erfahrung, die ich bisher nicht gemacht habe. Falls eine Frau mit Wehen kommen würde,
sollten mich die Hebammen anrufen, dass ich dazu komme und wir gemeinsam die Geburt
begleiten.
In dieser Zeit kam es zwei mal dazu, dass eine Frau ein Baby geboren hat, und beides Mal
durfte ich dabei sein und das Kind entgegennehmen. WOW!
Tagsüber ist die Ambulanz geöffnet, wo Frauen zum Feststellen einer Schwangerschaft
kommen, zur Schwangerenvorsorge, ebenso falls Schwangerschaftsbeschwerden
auftreten, und zur Nachsorge der Geburt, sowie des Säuglings.
Außerdem ging die letzte Bauphase des Hebammenwohnheims in die finale Etappe,
sodass ich abends auf der Baustelle mitgeholfen habe zu streichen. In den letzten Tagen
vor der offiziellen Einweihung wurde jede Hand zum Putzen und Herrichten gebraucht.
Bei der offiziellen Übergabe des Wohnheims an das Dorf war ich ebenfalls eingeladen –
ich fühlte mich wie eine Fotojournalistin, die alle wichtigen Augenblicke dokumentieren
sollte. Das machte mir viel Freude, und trotz nahezu unerträglicher Hitze war es ein
unvergessliches Erlebnis. Hinzu kam, dass Bismarck nach der offiziellen Übergabe seinen
6. Geburtstag feierte. Es war zu schön, dass diese beiden Ereignisse auf das selbe Datum
fielen.
Erfahrungen:
Meine Erfahrungen sind sehr gemischt. Ich habe sehr schöne und positive Erfahrungen
gemacht, aber auch das Gegenteilige. Ich beginne am besten mit den eher Negativen.
Bei dem Wiegetag der Kinder kam es häufig dazu, dass die Kinder extreme Angst vor mir
als Weiße hatten. Sie sahen mich, fingen an zu weinen, zu schreien und weigerten sich
auf die Waage zu stehen – sodass wir nicht selten die Hängewaage benutzen mussten.
Ich empfand das als furchtbar! Wie schrecklich dass die Kinder eine solche Angst vor mir
haben!
Es gab aber auch wunderschöne Erlebnisse. So zum Beispiel die großherzige
Gastfreundschaft von den allermeisten Ghanaern in meinem Umfeld, die liebenswürdige
Art von Kollegen, die Geduld mir ihre Welt und das Gesundheitssystem zu erklären.
Die Begegnung mit einem Albino – Kind, das vor Freude laut kreischte, als es mich sah –
wahrscheinlich war ich die erste weiße Person, die es in seinem Leben getroffen hat. Es
wollte zu mir auf den Arm, und hat sich bei mir pudelwohl gefühlt - einerseits ein schönes
Erlebnis, andererseits stimmt es mich nachdenklich - was für ein Leben hat dieser weiße
Junge wohl? Die Hautfarbe ist hier durchaus relevant.
Ein Ausflug zum höchsten Wasserfall „Wli Falls“, gemeinsam mit meiner Gastfamilie war
wunderbar. Die Kinder waren bis zu diesem Zeitpunkt noch nie dort gewesen, und ihre
Freude mitzuerleben war ein echtes Privileg.
Die Hebammen in Have empfingen mich sehr freundlich, offen und wir tauschten viele
viele Gedanken über unsere Arbeit, das Leben, die Gewohnheiten und Erfahrungen aus.
Das ist so wertvoll und bereichernd, und ich bin so dankbar diese Lebenszeit mit ihnen
geteilt zu haben. Das wohl berührendste Erlebnis war die zweite Geburt, die ich erlebt
habe. Die junge Frau war gerade erst 19 Jahre alt und war im Begriff ihr erstes Kind zu
gebären. Wir verbrachten die Stunden der Wehen gemeinsam mit ihren Schwestern, und
ihrer Mutter. Schließlich kam das kleine Mädchen in den Abendstunden zur Welt – nach
einigen sehr anstrengenden Stunden. Die Frau und das Baby blieben über Nacht im
Geburtshaus. Am nächsten Tag badete ich das Baby, machte den Wochenbettbesuch bei
der Mama, und unterstützte das Stillen und das Bonding (Haut zu Haut Kontakt von Mama
und Baby – sehr wichtig für die Bindung und das Ankommen des Babys auf dieser Welt).
Als ich nach dem Namen des Mädchens fragte, waren sich alle Anwesenden einig – ich
sollte dem Baby einen Namen geben. Wow! Was für eine Verantwortung und welch
unaussprechlich große Ehre. → Sie bestanden darauf. Ich schaute das Baby an – und
nannte die Kleine „Rahel“.
Eigentlich kann ich meine Zeit in Ghana zusammenfassend in einem Wort beschreiben:
DANKBARKEIT. Ich bin DANKBAR, dass ich diesen Freiwilligendienst machen konnte,
finanziell vor allem durch den konkreten Friedensdienst ermöglicht. DANKBAR für die
Erfahrungen, ob Gute, ob Schlechte, die mich persönlich bereichern und herausfordern. -
Erfahrungen die mich nachdenklich stimmen, und motivieren immer mehr meine eigene
Routine zu hinterfragen.
Mein großer Wunsch eine Geburt zu erleben wurde erfüllt. Auch dafür bin ich sehr
DANKBAR. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dieser Freiwilligendienst nicht mein
letzter war.                                           by Maria Galgano


Danke Dir!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!




Ein elektronisches Herztonmessgerät gespendet von Meeting Bismarck und sehr preisgünstig abgegeben von Gottlob Kurz!



Babyclub.de/Stillen für Afrika/ Brelfie
Ein voller Erfolg!
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www.babyclub.de










Maria macht einen Auffrischungskurs!
Die Medela Pumpe, die ich im März mitgebracht hatte,
erklärt sie nochmal ganz in Ruhe!!!!










 Zur Nachsorge kommt die Mutter sogar zur Baustelle.
Maria hat ihr sehr gut getan!
Fafalis Tochter hat Maria so genau beobachtet, wie diese das Pinar benutzt, dass sie sie jetzt nachmacht! Zu köstlich!

Letzter Morgen, kleine Geschenkeübergabe







Bismarcks Geburtsort,
Sechs Jahre und einen Tag später!
Hebammenpower!

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