Hallo Zusammen,
ich heiße Leonie, bin Hebamme und war letztes Jahr von Anfang Oktober bis Ende Dezember in Ghana unterwegs. Gerne würde ich euch mitnehmen und euch etwas von meinem Aufenthalt im Hebammenprojekt von Meeting Bismarck e.V. erzählen. Dort habe ich zwei Monate mit den Hebammen in Have gearbeitet und bin anschließend einen Monat noch durchs Land gereist.
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Meine Zeit in Ghana war geprägt von Ups and Downs. So habe ich sehr viele schöne Momente und tolle Erfahrungen sammeln können, durfte vielen tollen und inspirierenden Menschen begegnen und habe viel Neues über das Leben und die Zwischenmenschlichkeit gelernt. Ebenso waren mein Einsatz und meine Zeit in Westafrika jedoch auch mit Grenzerfahrungen und traurigen Verlustmomenten verbunden. Aus allen Erlebnissen nehme ich viele Eindrücke und Erfahrungen mit, die mich in unterschiedlicher Form geprägt haben.
Aber nun von Anfang an…
…bereits die ersten Tage war recht viel los. So durfte ich direkt an meinem ersten Tag mit Annie zusammen den Markt besuchen. Ein eindrucksvolles Erlebnis mit vielen Sinneseindrücken – chaotisch, laut und bunt. Von großen Töpfen, über Toilettenpapier und reichlich gestapelten Lebensmitteln kann man auf dem Markt im Nachbardorf absolut alles einkaufen. Supermärkte, wie wir sie kennen, gibt es in den dörflichen Regionen in Ghana nicht.
In der Nacht darauf kam direkt mein erstes Ghana-Baby auf die Welt. Komplikationslos als fünftes Kind der Gebärenden, die in Begleitung ihrer Mutter zur Geburtsstation gekommen war. Ein schönes und freudiges Ereignis ganz zu Beginn. In Ghana werden die Kinder nach der Geburt eingeölt oder gecremt, damit sie nicht so schnell Wärme verlieren. Anschließend haben die Frauen in der Regel noch verpackte Kleidung mit dabei – bestehend aus Mütze, Kleid, Socken und Fäustlingen. Der kleine Mann hier bekam daher ein schönes Blumenkleid angezogen und zeigte sich nach der Geburt sehr zufrieden.
Am ersten Wochenende haben wir dann bereits Bismarcks 12ten Geburtstag gefeiert. Es gab einen großen Kuchen, Luftballons und Kekse für alle. Viele Nachbarskinder und auch Bismarck´s Familie waren zusammen gekommen. Gemeinsam hatten alle zwischen Kuchen essen und Spiele spielen eine gute Zeit. Besonders die Luftballons waren für die Kinder ein absolutes Highlight und wurden so schnell nicht mehr aus der Hand gelegt. Patience hatte für alle reichlich und sehr lecker gekocht und Bismarck hat sich über seine Geschenke sehr gefreut.
Mein normaler Arbeitstag an der „Maternity Unit“ war zumeist geprägt von Vorsorge– und Nachsorgeuntersuchungen, gegen Abend und vor allem nachts kamen die Frauen zur Geburt. Einige Hausbesuche durfte ich dabei begleiten, viel war ich aber auch an der Geburtsstation und konnte nach kurzer Zeit meine Untersuchungen auch selbst dokumentieren.
Einen Abend durfte ich auch Teil eines „Health Talks“ sein. In der Kirche hielten die Hebammen einen Vortrag zum Thema „Sexuell übertragbare Krankheiten“. Neben Geschlechtskrankheiten ist die generelle Aufklärung über Verhütung und Schwangerschaft ein wichtiges Thema, da der Anteil der Teenager–Schwangerschaften in Have leider sehr hoch ist. Viele junge Frauen sowie Mädchen haben in meiner Zeit die Hebammen aufgesucht, um eine Schwangerschaft feststellen zu lassen. Alles Gesprochene konnte ich leider nicht verstehen, da vieles in der Landessprache besprochen wurde, dennoch war ein reger Austausch zwischen Teilnehmenden und Hebammen zu beobachten und es wurde sowohl diskutiert als auch gelacht.
Zusammen mit Annie und einigen anderen Hebammen machte ich einen Tagesausflug zu einem Canopy Walk ganz in der Nähe. Dort hatten alle nicht nur auf der Hängebrücke, sondern auch am Wasserfall reichlich Spaß. Die lebensfrohen und tanzenden Ghanaen haben diesen Ausflug für mich zu etwas sehr Besonderem gemacht.
Eine weitere neue Erfahrung in Ghana war für mich das Waschen der Kleidung mit den Händen. Mit Eimer und großer Waschschüssel, Bürste und etwas Pulver ausgestattet versuchte ich mich nach kurzer Einweisung daran, meine Kleidung selbst zu waschen. Debbie ist mir dabei häufiger zur Hand gegangen, insbesondere weil ich aufgrund der Ungeübtheit recht lange gebraucht habe. Da konnte ich in den Punkten Schnelligkeit und Technik von der jungen Wäscheklammer–Lady auf dem Foto einiges lernen. 😊
Von Wonder`s Fortschritten in der Physiotherapie durfte ich mich auch vor Ort überzeugen. Einen Tag begleiteten Anna und ich Wonder zur Physiotherapie und konnten ihn und seine Mutter während der Therapiestunde unterstützen. Auch wenn die Übungen für Wonder nicht immer einfach zu bewältigen sind, macht er gute Fortschritte und hat durchaus auch Spaß bei einigen Übungen.
Zu den Nachsorgeuntersuchungen in der Geburtsstation zählt auch das wöchentliche Wiegen der Babys. Hier kontrollierten wir Größe und Gewicht der Kinder und schauen, dass sich alle gut entwickeln. Auch benötigte Impfungen werden an diesen Tagen durchgeführt. Wie man auf den Bildern erkennen kann, ist das Baumeln im „Wiege-Tuch“ für die Einen eine entspannte Angelegenheit, während es Andere eher etwas unangenehm finden, den festen Boden unter den Füßen für eine kurze Zeit zu verlieren. Für mich war es mein Lieblings – Arbeitstag der Woche, auch weil ich Frauen mit ihren Kindern, deren Geburt ich miterlebt hatte, nochmal getroffen habe.
Um die Hände frei zu haben, werden viele Kinder von den Müttern mit Hilfe eines Tuches auf dem Rücken getragen. Die Frauen in Ghana sind nicht nur für die Versorgung ihrer Kinder zuständig, sondern gleichzeitig auch immer am Arbeiten: Schon morgens früh geht es mit Waren auf den Markt oder an den Straßenrand, um diese dort zu verkaufen und zu tauschen. Einen Mutterschutz, wie wir ihn kennen, gibt es in Ghana nicht. Um bei der Arbeit flexibel und mobil zu sein, werden die Kinder auf dem Rücken getragen. Da das Tragen auf dem Rücken für mich neu war, wurde mir gezeigt wie man das Tuch am besten wickelt und ich hatte viel Spaß es dann direkt auch auszuprobieren.
Gemeinsam mit Public Health Studenten habe ich mir einen Tag den Rettungswagen angeschaut, der direkt neben der Geburtsstation stationiert ist. Die Mitarbeiter haben uns die Ausstattung des Fahrzeugs gezeigt und erklärt.
Für die Renovierung der Gebäude des regionalen Gesundheitschefs durfte ich zusammen mit Annie im Namen von Meeting Bismarck e.V. das dafür zuständige Spendengeld überreichen. Die Renovierungen sind bereits gestartet und schreiten gut voran.
Eine sehr glückliche Mama freute sich hier über die Geburt ihrer Tochter, die wie nahezu alle Kinder in meiner Zeit nachts geboren wurden. Ganz interessant ist, dass in Ghana der Name eines Kindes nach dem Geschlecht und dem jeweiligen Wochentag, an dem es geboren wurde, vergeben wird. Meist gibt es dann noch einen weiteren individuellen Namen, den der Kindsvater auswählt.
Gemeinsam mit Patience, ihrer Nichte und Jenny durfte ich einen Tag auf den großen Stoffmarkt in Accra fahren. Schon um 4 Uhr sind wir zum Marktgelände aufgebrochen, wo sich die Stoffe der vielen Händler teilweise meterhoch stapeln. Aus all den schönen und farbenfrohen Materialien haben wir neue Stoffe ausgesucht, die jetzt in den geschickten Händen von Jenny zu all den schönen Taschen, Mäppchen, Schürzen und viel mehr verwandelt werden.
An zwei Tagen hatte ich die Möglichkeit im nächstgelegensten Krankenhaus in Anfoega zu hospitieren. Hier konnte ich die Mitarbeiter bei der Arbeit beobachten und mich gemeinsam mit den Hebammen und dem zuständigen Arzt über die Unterschiede zwischen unseren Systemen austauschen. Große Unterschiede liegen beispielsweise darin, dass es im Dienst eigentlich nur einen Arzt gibt, der sich um alle gesundheitlichen Belange der PatientInnen kümmert – egal zu welchem Fachbereich diese gehören. Auch sind die materiellen Ressourcen deutlich beschränkter als in einem deutschen Krankenhaus. Die Angehörigen müssen zudem die PatientInnen teils selbst pflegerisch versorgen, da es beispielsweise kein Essen im Krankenhaus gibt und dieses von außerhalb mitgebracht werden muss.
Eines meiner letzten Wochenenden verbrachte ich zusammen mit Sarah´s Familie, Annie, Michael und Anett im Mak´s Resort am Strand. (Für ihre Arbeit und ihr großes Engagement für den Verein das ganze Jahr über, wurde das Wochenende für die Meeting Bismarck Familie vom Verein finanziert.)
Dort hatten wir alle zusammen sehr viel Spaß und konnten zwischen leckerem Essen, spielen und Sandburgen bauen das Wasser genießen. Der kurze Strandurlaub mit meiner ghanaischen Familie war in jedem Fall sehr lustig und ein einmaliges Erlebnis, an das ich gerne zurückdenke.
Nach sehr erlebnisreichen und prägenden Wochen ging meine Zeit als Hebamme in Have schließlich zu Ende. Neben bereichernden Erfahrungen, sowie neuen Freundschaften und Perspektiven habe ich Have mit zahlreichen bunten und für mich genähten Kleidungsstücken verlassen. So konnte ich ein kleines Stück Ghana für mich mit nach Deutschland nehmen.
Leonie Meeting Bismarck!!!(und Patience und Michael) |
Während meiner Zeit vor Ort haben mich viele Personen auf der Arbeit und im Alltag unterstützt und begleitet, denen ich an dieser Stelle ein großes „Danke“ aussprechen möchte.
Danke für diese unvergessliche Zeit.
Liebe Leonie!
Vielen Dank für Deinen tollen Bericht und die schönen Fotos!
Eben haben wir uns noch in Deutschland getroffen....und ZACK...warst Du Mittendrin!
Bei unserem Treffen habe ich Dir (unteranderem) eine Ladung Sport T- Shirts von der LFS 1
für die LFS 2
mitgegeben und mich dann sehr über das Übergabefoto gefreut!!
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