Montag, 2. Dezember 2024

Müttersterblichkeit
24.10,


Madam Florence hat Sarah und mich nach Ho eingeladen, um an einem Workshop zum Thema Müttersterblichkeit teilzunehmen.  Mit uns sind andere "Stakeholders" eingeladen, die alle gerne ihren Teil dazu beitragen wollen, die Müttersterblichkeit zu senken. 

In der ersten Reihe und in erster Linie, werden hier die Queen Mothers der Region adressiert. Sie sind diejenigen, die Aufklärung in ihre Communities transportieren sollen. Ihr seht die traditionelle Kleidung und sogar die traditionelle Begleitung, mit der sie erscheinen. Teile des Workshops, werden ihnen zu Ehren bzw. um der Kultur Rechnung zu tragen, in Ewe abgehalten. 

In einer Powerpoint Präsentation wird das schwere Thema erklärt. Zu meiner Überraschung geht es Hauptsächlich um Abtreibungen. Ich hatte eher mit Blutverlust, Infektionen und der sog. Schwangerschaftsvergiftung gerechnet. 

Aber leider geht es um illegale Abtreibungen, die im Verborgenen unsauber durchgeführt werden und die den Tod meist junger Frauen verursachen. Offiziell sind Abtreibungen in Ghana verboten, aber es gibt Ausnahmen. Solche Ausnahmen werden auch in Ghana von Qualifizierten in medizinischen Einrichtungen vorgenommen. Dies wird aber nicht von der Bevölkerung als Option wahrgenommen. Genau das ist die Aufgabe der Queen Mothers, diese Option den Gemeinden nahezulegen. 

Es ist vollkommen klar, dass natürlich eine bessere Aufklärung die ein oder andere Teenager-Schwangerschaft verhindern könnte. Leider klären Familien die Kinder aber nicht auf. Kommt es zu einer Schwangerschaft droht manchem Mädchen aber die Vertreibung durch die Familie. Ein Desaster.

Das Buch "Frühlings Erwachen" (Untertitel " Eine Kindertragödie") von 1891 von Frank Wedekind ist jetzt, Einhundertdreiunddreißig Jahre später, in Ghana aktuell. All die gesellschaftlichen Konventionen, die damals in Deutschland Mädchen zum Verhängnis wurden sind in Ghana Realität. Weder in Deutschland, noch in Ghana lassen sich Traditionen und Gesellschaften schnell ändern und solche Änderungen dauern immer viel zu lange. Und so sitzt man in diesem Workshop und möchte verzweifeln. Aber der Ghana Health Service ist so ambitioniert und möchte so gerne so gründlich für Aufklärung sorgen, dass man die Hoffnung haben kann, dass es schneller geht, als in Deutschland. Was kann ich tun? Wir haben ja schon ein Binden-Nähprojekt angestoßen und damit einher, geht bereits eine niederschwellige Aufklärung. 

In der Abschlussrunde äußern sich alle Anwesenden zu den Aktionen, die sie ergreifen können und ich verspreche, am Binden-Nähprojekt dran zu bleiben. 




Sarah trägt passenderweise ihr Smartgirl-Dress. Hier ein Link zur ersten Verteilaktion der Smartgirl-Päckchen:



Der Weg im Taxi zurück nach Have (Michael fährt Heute nach Accra, Richtung Flughafen) ist unglaublich anstrengend. Das Auto hat kaum Federung und dem Fahrer gelingt auch nicht, die Schlaglöcher zu Umfahren. Sarah und ich sind nach diesem Tag völlig platt. Allerdings eher, wegen dem Inhalt des Workshops. 

Auf der Terrasse in Have warten Bismarcks Eltern und sein jüngster Bruder auf mich. Sie möchten sich dafür bedanken, dass Bismarck jetzt in die Schule in Akosombo geht und bei Patience wohnen darf. Zuhause hatte er zu viel Ablenkung und die Hoffnung, dass er eine richtig gute Schulausbildung bekommt und später sich und seine Familie, durch einen guten Beruf, versorgen kann, ist groß. Deshalb finanzieren wir sehr gerne die teure Schule. 


Während Lennart, Paul und ich in Have Fufu zum Abendessen bekommen, sitzen Katrin und Familie in der kühlen Luft der Abflughalle in Accra, um wieder in die europäische Realität und den Schulalltag zurück zu fliegen und Herr Holzum erkundet noch ein paar Tage Accra; unterdessen geht am Hebammenhaus die Sonne unter und - Ihr kennt das schon - die Hühner flattern in ihren Mangobaum...




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