Montag, 24. April 2023


Ghana-Bericht 06.02.2022 -06.04.2022

 von Amelie Schulte, Hebammenstudentin aus Bochum



Am 06.02.2022 durften wir unser Abenteuer antreten. Schon am Flughafen in Accra war ein Unterschied zu Deutschland zu merken: Die Menschen freundlich und hilfsbereit, die Technik etwas unorganisiert. Nachdem wir im Hotel nochmal die letzte Nacht mit Decke und Klimaanlage schliefen standen Michael und Collins schon früher am Hotel bereit als erwartet, um uns den Einstieg in Ghana zu erleichtern und uns beim Einkaufen zu helfen. Trotz des chaotischen Verkehrs, mit viel Hupen und ohne Sicherheitsgurte habe ich mich bei Michael im Trotro ganz wohl gefühlt. Sehr beeindruckend waren die ganzen Frauen, die sobald der Verkehr zum Stocken kam, auf die Straße zwischen die Autos liefen und alles auf ihren Köpfen tragend zum Verkauf anboten, was man sich so vorstellen kann. Die Fahrt war besser als Kino für uns, wir konnten kaum unsere Blicke von der Landschaft und den Dörfern reißen. Bei unserem ersten Halt bei Patience wurden wir herzlichst begrüßt und der ganzen Familie vorgestellt. Dort tranken wir unser erstes Tütenwasser und aßen unser erstes typisch ghanaisches Essen „red  & red“ (Bohnen und Plantains in rotem Öl). Für uns viel zu viel, aber sehr lecker. Kurz vor der Dämmerung erreichten wir schließlich Have. Dort wurden wir schon freudig erwartet. Von Sarah, Annie und den Kindern erhielten wir eine dicke Umarmung und sie halfen mit das Auto auszuräumen. Von unserem Zimmer waren wir begeistert. Viel größer als wir erwartet hatten und mit bunten Stoffen gemütlich eingerichtet. Am nächsten Tag wurden wir schon früh von krähenden Hähnen und Lautsprechern (durch die Verkündungen auf Ewe gemacht werden) geweckt. Zusammen mit dem Kratzen des Besens sind das die Geräusche, die uns ab sofort täglich in den Morgen begleiteten.

Sarahs Kinder haben uns das Ankommen in Ghana sehr leicht gemacht. Ohne Scheu redeten sie gerne und viel mit uns, beantworteten unsere Fragen und forderten uns zum Spielen auf. Bei der ersten Vorstellungsrunde, bei der uns Sarah durchs OPD (Outer Patient Department) und durch das Maternity-Gebäude führte prasselten die Infos und Namen nur so auf uns ein, dass ich am Ende froh war, dass ich noch wusste, wo oben und unten ist. Um selbst in die Arbeitswelt starten zu dürfen brauchten wir erst das „OK“ der Health-Direktorin, bei der wir auch unsere beiden Koffer mit gesammelten Spenden (verschiedene Medizin- und Hygieneprodukte für die Health-Center der Region) abgaben. Dafür begleitete uns Emmanuel, um uns vorzustellen. Als Markus eintraf freuten wir uns riesig. Er hat uns nochmal viele Hintergrundinformationen gegeben zu den Menschen, die hier leben und uns situationsabhängig Verhaltensnormen in Ghana erklärt. Das war zusätzlich zur Vorbereitung durch das interkulturelle Training und das Blog-lesen, sehr hilfreich. Außerdem duften wir bei einigen Vorstellungsrunden mitkommen und uns auch Schule und Kindergarten in Have angucken. Sowie, was besonders spannend war, eine Beerdigung miterleben. Das Dorf hat circa 7 Jahre auf diese Veranstaltung gespart, um dem Togbega Asemtsyra IX – quasi dem obersten Häuptling des Ältestenrates der Umgebung einen würdigen Abschied zu geben. Das Fest ging über eine Woche lang und fast jeden Tag war Programm. Der Tag wurde mit kleinen Kanonenschüssen gestartet und auch immer wieder über die Tage verteilt, gab es Musketenschüsse. Außerdem wurde viel getanzt und Reden gehalten. Auch Markus hielt eine sehr schöne Rede über Gemeinschaft und Einigkeit in der Vielfalt der Menschen. Bei den Beerdigungsveranstaltungen war immer Kafui – der Essembly-man (quasi der Bürgermeister von Have)  an unserer Seite und hat uns eingeführt. In seiner Bar haben wir auch ein paar schöne Abende ausklingen lassen.


Auch die Arbeit im Health-Center hat inzwischen begonnen. Der von den meisten Hebammen und vor allem Sarahs sehr freundliche Umgang mit den Frauen beeindruckte uns. Es war als würde sie all ihre Frauen kennen, ihre Schäfchen..  Es kam nicht nur einmal vor, dass Sarah mit den Frauen gemeinsam sang oder auch unter bzw. nach der Geburt mit den Frauen oder für die Frauen tanzte. Das machte eine gute Stimmung.  Unsere Hauptaufgabe dort war es Schwangerschaftsvorsorgen zu begleiten. Sie beinhalteten Blutdruckmessung, Erfassung des mütterlichen Gewichts, einen Urin-Stix zur Kontrolle auf Proteine und Glucose im Urin, Leopold-Handgriffe, Symphysen-Fundus-Abstand messen, die Fetale Herzfrequenz mittels Dopton auskultieren, teilweise Hb-Kontrollen, Malaria und HIV-Test und drei Ultraschalle während der Schwangerschaft. Außerdem wurden die Frauen über Ernährung und die Anzeichen des Geburtsbeginns beraten. Der Mutterpass bzw. das U-Heft – das in Ghana beides in einem ist - gefällt mir sehr gut. Ich finde es ist recht übersichtlich gestaltet. Außerdem beinhaltetet es viele Informationen für die Frauen und auch ihre Partner einfach erklärt und mit vielen Bildern dargestellt: Was ist bei der Ernährung zu beachten, welche Sportübungen man machen könnte, Packlisten für den Kreißsaal und bei welchen Symptomen die Schwangere, Wöchnerin oder das Neugeborenen ein Health Center bzw. ein Krankenhaus aufsuchen sollte. Einige der Klientinnen waren Vielgebärende, Minderjährig oder HIV-positiv, das sind Frauen mit denen ich in Deutschland nur sehr selten in Kontakt gekommen bin.

 Für die Geburt waren die Räume in einen Vorgeburtsraum, also einen Raum in dem theoretisch die Eröffnungsphase stattfinden könnte, den Geburtsraum mit zwei Kreißbetten und einen Raum für nach der Geburt unterteilt, in dem die Frauen ein paar Stunden verbrachten und von Familienangehörigen verpflegt wurden. Für die Geburt erhielten die Frauen vorher Packlisten, die auch einige Stoffe beinhielten, als Unterlage für in die Betten, als Handtuch und um das Kind einzupucken. Da die meisten Frauen schon mit einer Muttermundsöffnung zwischen 8 und 10 cm kamen, wurde sich nicht viel im Eröffnungszimmer aufgehalten.Mist ging es direkt ins Geburtszimmer. Während unseres Aufenthaltes haben wir drei Geburten in Rückenlagen auf dem Kreißbett gesehen. Die Geburten gingen alle sehr schnell, aber der größte Unterschied zu dem was wir bisher kannten, war das sehr aktive Plazentamanagement. Direkt nach der Geburt des Kindes wurde der Frau 10IE Oxytocin i.m. verabreicht und der Uterus massiert. Nach der Geburt der Plazenta bekam die Mutter noch 2 Tabletten Misoprostol anal. Nach einem kurzen Haut zu Haut - Kontakt mit der Mutter wurde das Neugeborene mit Vaseline eingecremt, der Nabel desinfiziert, Vitamin K i.m. verabreicht, prophylaktische Augentropfen gegeben um eine Infektion vorzubeugen und angezogen. Derweil wurde die Mutter in den Nachgeburtsraum begleitet, wo sie nochmal Wasser lassen sollte und dann ihr Kind zum Stillen in den Arm bekommen hat. Später wurden nochmal bei Mutter und Kind Vitalzeichen kontrolliert und alles recht ausführlich und auch mehrfach dokumentiert. In der Regel kamen die Frauen circa 2 Tage nach der Geburt mit ihrem Kind wieder um von den Hebammen nochmal über die Rückbildung und die Entwicklung des Kindes gucken zu lassen. Dies ist aber recht spärlich ausgefallen und die Übungen, die den Frauen schon zur Rückbildung gezeigt wurden, trainierten hauptsächlich die grade Bauchmuskulatur. Auch eine Beschneidung von einem zwei Monate alten Jungen wurde von den Hebammen durchgeführt aber dabei waren Hannah und ich nicht anwesend. Ganz besonders spannend war für uns „searching for clients“ bei dem wir mit Sarah durchs Dorf liefen und Schwangere zuhause besuchten. Es war wirklich interessant zu sehen, wie die Frauen und

ihre Familien zusammen leben. Die meisten hatten einen Raum mit Matratzenlager auf dem alle zusammen schliefen. Das Leben findet sonst draußen statt und in Gemeinschaft. 

Viel los war immer mittwochs bei den Impf- und Wiegesprechstuden. Bei denen schon viele Mütter mit ihren Kindern zwischen 0 und 5  Jahren morgens kamen und sich geduldig auf die große Terrasse setzten. Hier wurde gequatscht, gelacht und die Kinder spielten miteinander. Auch wurde die Zeit zur Aufklärung verwendet. Es wurden verschiedene Stillpositionen gezeigt und allgemein über Kinderernährung gesprochen, sowie über die Impfungen aufgeklärt. Das Impfen, Wiegen und Messen selbst fanden die meisten Kinder nicht mehr so toll. Mittwochs wurden auch immer die Medikamente und Impfungen mit einem Miniaturflugzeug eingeflogen und vor dem OPD mit einem kleinen Fallschirm abgeworfen. Was jedes Mal ein kleines Spektakel war. 

An zwei Tagen durften wir auch das Krankenhaus in Kpando besuchen und uns dort den Kreißsaal und die Wochenbettstation angucken und die Hebammen bei ihrer Arbeit begleiten. Am ersten Tag kam Sarah mit uns, um uns dort vor zu stellen. Wir wurden auch sehr herzlich aufgenommen. Die Leitung dort war sehr neugierig auch etwas über die Geburtshilfe in Deutschland zu erfahren. Sie selbst mit einem riesen Babybauch zeigte uns den Kreißsaal, der aus sechs Betten in einen Raum besteht – zwischen denen man Vorhänge zuziehen kann. Um mir gleich etwas zeigen zu können schoben mich die Hebammen direkt in den Op, in dem ein Kaiserschnitt lief. Vergaßen mir aber zu sagen, dass das Kind bereits tot war, was mich dann doch schockte. Das Kind wurde in ein weißes Tuch eingewickelt und in einen Nebenraum gelegt bis Familienangehörige es zur Beerdigung abholen kommen sollten. Außerdem war zu der Zeit noch eine Frau mit vorzeitigem Blasensprung im Kreißsaal. Die Abläufe hierfür und auch allgemein die Dokumentation sind in Deutschland sehr ähnlich. Das Kind beim zweiten Kaiserschnitt, den wir sehen durften war quick lebendig und Hannah durfte das kleine Mädchen sogar annehmen. Gebondet wurde nicht im Op. Das Neugeborene kam direkt zur weiteren Versorgung mit der Hebamme wieder zurück in den Kreißsaal, die so ziemlich genauso ablief wie im Health-Center. Später begleiteten wir Mutter und Kind in die „postpartal ward“. Hier stehen mindestens 16 Betten in einem Raum ohne Trennwände. In der Mitte des Raumes steht der Doku-Tisch. Frauen nach einer Spontangeburt bleiben hier circa ein Tag und nach Sectio drei Tage. Bei unserem nächsten Besuch konnten wir uns den antenatal-control-Bereich anschauen. Die Vorsorgen laufen hier theoretisch genauso ab, wie im Health-center in Have nur in einem viel größeren Maßstab. Der Wartebereich sieht ähnlich aus wie an einem Gate am Flughafen, in dem viele Frauen sitzen. Die Aufgaben sind sehr kleinschrittig auf verschiedene Stationen aufgeteilt. Eine misst den Blutdruck und liest das Gewicht der Schwangeren ab, einer übernimmt den U-Stix und die Computereinträge bzw. Medikamente. Im nächsten Raum wird dann nach dem Befinden gefragt und schließlich von einer weiteren Person die FHF mit dem Dopton auskultiert und der Symphysen-Fundus-Abstand gemessen. Die Messung des Symphysen-Fundus-Abstandes hab ich hier in Ghana erst richtig gelernt. Wieder im Kreißsaal warteten dort schon zwei Frauen auf ihre Sectio. Eine mit einer ertasteten Beckenverformung und die andere mit Oligohydramnion und einer variablen Dezeleration im CTG. Während dessen kam eine junge Frau mit einem kleinen Babybäuchlein und ihrem Mann hereinspaziert. Sie sagte, sie habe Schmerzen und als sie auf dem Kreißbett ihr Kleid hoch zog war der Köpfchen schon sichtbar. Eine weitere Wehe und das winzige Kind war da – 34 +5 SSW und putzfidel. 

Außerdem durften wir an einem Tag das Krankenhaus in Hohoe besuchen, dafür ging es schon früh los, da die Fahrt etwas weiter ist. Erst mit Michaels Trotro auf seiner normalen Trotro-Route und dann mit einem Taxi, in dem wir zu vier Erwachsenen und einem Kind auf der Dreiersitzbank saßen und das Auto erstmal bis auf die Straße geschoben werden musste. Irgendwo auf der Fahrt verlor ich auch mein Handy und obwohl alle Menschen um uns herum gradezu rührend engagiert waren mir bei der Suche zu helfen und sich diese Information in Have wie ein Lauffeuer verbreitete fand ich es nicht wieder. In Hoehoe holte uns Emmanuel Pewudie ab um uns im Krankenhaus rumzuführen und uns vorzustellen. Das Krankenhaus ist auf einem so großen Gelände mit so vielen Gebäuden, dass es auf mich fast eher wirkt wie ein kleines Dorf, auch weil das Personal zum großen Teil auf diesem Gelände lebt. Zuerst durften wir uns wieder bei den Schwangerschaftsvorsorgen mit reinsetzten. Dienstags ist wohl immer Teenagersprechstunde und ich durfte ein Erstgespräch mit anhören. Dabei merkte man, dass die Hebamme an der Stelle mit Passion arbeitete. Sie nahm sich viel Zeit genau und verständlich zu erklären. Auch die körperliche Untersuchung war sehr detailliert. Sie klopfte und tastete den gesamten Körper ab. Zum Schluss gab sie noch ihre eigene Handynummer raus und sagte dem Mädchen, dass sie sie jederzeit über Whatsapp erreichen könne. Im postnatal-ward waren die Mitarbeiter etwas weniger motiviert uns etwas zu zeigen. Zwei Desinfektionen von Sectio-Narben konnten wir uns ansehen. Dann führte uns Emmanuel weiter rum und fing Gespräche mit den frisch gebackenen Müttern an. Hier werden den Mädchen sogar einen Tag nach der Geburt die Ohrlöcher von den Krankenschwestern gestochen. Danach durften wir die Neugeborenen-intensiv-Station besuchen. Mit Maske, gewaschenen Händen und gewechselten Schuhen dürfen auch die Eltern diesen Bereich jederzeit besuchen. Dort lag sogar ein kleines Würmchen, das in der 26. SSW geboren ist und keine 1000g wog. Die Schwester dort meinte, dass sich die Frühchen in der Regel hier sehr gut entwickeln und zeigte uns auch den Bereichen, in dem sie die Möglichkeit zur Fototherapie haben. Im Kreißsaal war leider nichts los. Einer der Hebammen erklärte uns, dass Markttage „Rushing-days“ in Hoehoe sind. Da alle Frauen aus der Umgebung kommen um auf dem Markt zu kaufen oder zu verkaufen, darunter auch einige Schwangere. Das umgekehrte Prinzip ist uns auch schon im Health Center in Have aufgefallen. Dort ist an den Markttagen des Nachbardorfes sehr wenig los, da die meisten Frauen im Kpeve sind um ihre Besorgungen zu machen. Aber eine Führung haben wir bekommen. Obwohl das Krankenhaus viel größer als das in Kpando ist waren hier nur drei Kreißbetten, aber mit mehr Platz dazwischen. Es werden wohl auch viele Sectios gemacht. Die vaginalen Untersuchungen werden auf dem Flur hinter einem Vorhang durchgeführt. Dann wurde uns noch eine Station gezeigt, wo Frauen vor der 28. SSW liegen, bei Menstruationsbeschwerden und auf der Zervixkontrollen durchgeführt werden um einen Gebärmutterhalskrebs möglichst frühzeitig zu diagnostizieren. 

An den Wochenenden konnten wir spannende Ausflüge machen um auch das Land ein wenig kennen zu lernen. Unser erster Ausflug ging nach Kpando auf den Markt. Die Stadt pulsiert wirklich. So viele Menschen, sehr laut, sehr bunt. Auf den Markt, in den kleinen Gässchen war es sehr eng. Es gab so viel zu riechen, zu hören und zu sehen, dass wir so überfordert waren, dass wir keine Stoffe gekauft hatten, wie wir uns das vorgenommen hatten. Außerdem musste man aufpassen, dass man vor lauter gucken nicht in die Wasserkanäle fällt. Danach ging es zum Entspannen der Sinne an den Voltasee. An einen kleinen Hafenort. Dort wehte eine kühle Briese und der Ausblick über den See war sehr schön, doch das Fischerdörfchen schien sehr arm zu sein. Die Frauen wuschen am Rand die Wäsche und wir beobachteten Männer die mit ihren Lastenmotorädern ins Wasser fuhren um Kanister aufzufüllen. Danach ging es dann noch zu den Affen bzw. Meerkatzen. Dafür brachten wir selbst Bananen mit. Der Guide erklärte uns schon am Parkplatz wie wir die Bananen mit ausgestrecktem Arm in der Hand halten konnten und gleich kamen die Affen angerannt. Geschickt schälten sie die Bananen, öffneten die Faust und verspeisten die Banane schmatzend auf unserem Arm. Dann ging es noch eine Runde durch den Wald um die Natur zu bestaunen. Um ein bisschen das echte Leben in Have mitzubekommen war es auch spannend sonntags oder am Independence-Day in den Gottesdienst zu gehen. Die waren für mich zwar unheimlich lang und zum größten Teil auf Ewe, aber es wurde auch schön gesungen, getanzt und getrommelt. Auch das Fußballspiel, bei dem unterschiedliche Teams der umliegenden Dörfern gegeneinander antraten in unterschiedlichen Altersklassen und sowohl Gruppen mit Jungs als auch Mädchen, war interessant. Das wurde richtig gelebt und gefeiert. Aber dadurch dass, von Fußballschuhen mit Stollen über normale Schuhe und Socken bis hin zu barfuß alles getragen wurde, waren kleinere Verletzungen vorprogrammiert. Auch später auf den Markt nach Kpeve zu fahren, wo Hannah und ich uns mittlerweile besser zurecht fanden, und endlich Stoffe kauften, um Gloria mit Kleidchen zu beauftragen, war toll. Es hat uns immer mit großer Vorfreude erfüllt ihre Werke später anziehen zu dürfen. Noch besser war es die Stoffe dafür selbst einzufärben. Die Möglichkeit gab uns ein Lehrer der Have Tech, der mit einer unheimlichen Ruhe und Geduld uns sein Fachgebiet - das Batiken - erklärte und mit uns zusammen auch anwendete. Besonders toll war es die fast fertigen Stoffe auf der Wiese im Schatten auszubreiten und den Farben beim Oxidieren zuzusehen, wodurch sie ihr Strahlen entfalten konnten.



An einem Wochenendtag machten wir einen kleinen Ausflug zum Wli-Wasserfall. Das war toll, weil wir mit Markus, Annie, Annette, Sarahs Kindern, Michael, Bismarck und seiner Schwester eine richtig große Truppe waren zu der man sich schon zugehörig gefühlt hat. Der Wasserfall selbst ist auch sehr beeindruckend, ich könnte dem fallenden Wasser stundenlang zugucken und als Sonnenstrahlen auf den Berg fielen, flogen tausende Flughunde (ich glaube, dass es welche waren) in die Luft. Annie hatte natürlich ein großes Picknick für alle vorbereitet. Außerdem sind wir mit Micheal auf den Afadjato geklettert, den höchsten Berg Westafrikas. Die Aussicht auf die umliegenden Hügel in den verschiedenen Grüntönen war wunderschön. Am Fuße des Berges hat Michael uns noch zu einem Wasserfall geführt, an dem wir ganz alleine waren und uns von der Anstrengung des Kletterns ausruhen konnten. Gegen Ende unseres Einsatzes organisierte Annie für uns (Annie, Michael, Annette, Hannah und mich) noch eine kleine Safari. Dafür ging es sehr früh los. Was an und für sich schon schön war, Ghana noch im Dunkeln zu erleben und zu sehen wie die Sonne aufgeht und das Leben langsam erwacht (bzw. teilweise schon voll im Gange war, da wir an einem Sonntagmorgen um 5 Uhr schon die erste motivierte Joggergruppe sahen, die die noch kühle Luft für ihr Training nutzten). Unser Guide führte uns zu Fuß durch ein Stück Djungel, an einem See vorbei und durch die Graslandschaft. Er erklärte uns, dass in der Trockenzeit in der Regel die Tiere aus den Bergen an den See kommen um zu trinken und das Gras im Tal zu fressen, aber da es die letzten Tage ordentlich geregnet hatte, hatten die Wildtiere andere Trink- und Futterstellen, deswegen sahen wir leider nur zwei Antilopen. Aber wie er zur Einführung sagte, das ist kein Zoo sondern die freie Wildbahn. Und die Natur in ihrer saftigen Pracht zu sehen war auch schön. Unseren Rückweg nach Accra Richtung Flughafen nutzen wir noch für einen Halt bei einer Perlen-Factory. Sie wird von zwei Brüdern gemeinsam geführt. Der eine ist im Verkauf der andere in der Herstellung. Ganz besonders toll finde ich, dass sie die Glasperlen aus Altglas herstellen. Per Hand wird es zu Pulver zerstampft und in Tonformen gegossen, im Ofen gebrannt und anschließend mit Sand poliert. Je nach Art der Perle kommt der ein oder andere Schritt noch dazu. Hier haben wir nochmal an Souvenirs für unsere Familie zugeschlagen.

Während unserer gesamten Zeit wurden wir von Annie mit dem besten Essen verwöhnt. Mit am meisten haben wir uns auf das ausgiebige internationale Frühstück mit Omlette, Pfannkuchen, frischen Obst, Kartoffelsalat oder Frühlingsrollen gefreut. Aber wir freundeten uns auch schnell mit Fufu, Reisballs und Banku an. Die am Ende sogar zu unseren Wunschgerichten wurden.



Liebe Amelie, vielen Dank für Deinen tollen Bericht





 

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